Robert Palfrader, Florian Scheuba und Thomas Maurer als Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger und Immobilienmakler Ernst Karl Plech. Grasser an Meischberger in der Causa Porr: "Da würd' ich halt ein bisschen eine Recherche machen."

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Wien - Der Andrang war vermutlich einzigartig für eine juristische Veranstaltung. Nicht nur das Audimax der Uni Wien war gerammelt voll mit Zuhörern. An allen Eingängen standen die Menschen in großen Trauben versammelt und warteten, zumeist vergeblich, auf Einlass in die Vorlesung von Heinz Mayer. Der Verfassungsjurist hatte schließlich drei außergewöhnliche Gastprofessoren zu einem außergewöhnlichen Gastvortrag geladen.

Die Kabarettisten Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer sollten aus den Abhörprotokollen der in der Buwog-Affäre beschuldigten Walter Meischberger, Karl-Heinz Grasser und Co. vorlesen. Erst als auch das Podium für die Zuhörer geöffnet wurde, und die Menschen hinter, neben, und gefühlt auf Scheuba, Palfrader und Maurer Platz nahmen, konnte das Spektakel beginnen. Geboten wurde ein Mix vor allem bekannter Ausschnitte aus den Protokollen, es ging um Polizeiobservationen und Justizkontakte. Der rote Faden konnte dabei schon mal verloren gehen, obwohl Falter-Redakteur Florian Klenk immer wieder mit Einschüben versuchte, zu erklären.

"Wo woar mei Leistung?"

Im Mittelpunkt der vorgetragenen Gespräche standen die Zahlungen des Baukonzerns Porr an Meischberger, von denen dieser nicht so recht wusste, wofür er das Geld bekommen hatte ("Da bin ich jetzt supernackt", "Wo woar mei Leistung?") und sich bei Grasser und dem Immobilienmakler Ernst Karl Plech vor polizeilichen Befragungen erkundigte. Konkret flossen bei einem Mietvertrag der WU Wien in ein Porr-Gebäude 708.000 Euro an Meischberger. Die Porr bestreitet unrechtmäßige Zahlungen. Meischberger wusste allerdings auch nicht genau, wo das Mietobjekt stand: "Wo ist denn des eigentlich?"

Plech: "Die Nordbergstraße ist, wenn du den Julius-Tandler-Platz, dort wo der Franz-Josef-Banhof ist, nach rechts abbiegst."

Meischberger: "Okay, gut."

Plech: "Das ist nur einen Steinwurf entfernt von der Wirtschaftsuni (... ) das ist auch schon sieben, acht Jahre her, so genau erinnerst du dich nicht mehr, nur an ein erfolgreiches Geschäft ... Ich glaub net, dass... was werden die bei der Nordbergstraße groß machen?"

Scheuba als tuntiger Grasser

In Meischbergers Rolle durften alle schlüpfen. Scheuba gab einen leicht tuntigen Grasser. Der Abend lebte von den mehr oder weniger originell gelungenen Stimmimitationen der Kabarettisten. Das Publikum wirkte begeistert. Der größte Applaus, mitunter Gejohle, brandete ausgerechnet auf, als die Abgehörten von einer Justiz- und Medienkampagne gegen sie sprachen und ihr Unwissen beteuerten. Mit im Saal: Grasser-Anwalt Manfred Ainedter.

Auch einige angeblich neue Auszüge bekam das Publikum zu hören. Etwa ein Gespräch zwischen Meischberger und Franz Koloini, dem früheren Sekretär Jörg Haiders und ehemaligen Protokollchef der Kärntner Landesregierung. Dabei ging es etwa um Versuche, Kontakte ins Justizministerium aufzubauen, "damit einmal geredet wird". Erwähnt wurde auch jemand, der Georg Krakow, den Kabinettschef von Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, kennen soll, viel konkreter wurde es aber nicht. Auch "eine Freundin" Meischbergers - ein angebliches "Freizeittelefonat" wurde geboten. Ausführlich dargeboten wurden zudem alle möglichen "Ähs" und "Hms".

Heinz Mayer sagte zur Einleitung, Juristen sollten Studierenden nicht nur theoretisches Werkzeug mitgeben, sondern "auch einen Blick auf die Realität ermöglichen". Wegen des gewaltigen Andrangs wird sogar ein zweiter Blick gewagt, am 31. Jänner wird die Veranstaltung im Audimax wiederholt. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.1.2011)