Innsbruck/Wien - In Tirol startet ein Pilotprojekt, bei dem Schüler mit Migrationshintergrund und einheimischen Kindern aus armen Familien kostengünstige Nachhilfestunden bekommen. Beim Modell "Lernkaskade" wird auf den Domino-Effekt gesetzt: Ein Student des jeweiligen Fachs lernt mit einer Gruppe von vier Oberstufenschülern. Diese zahlen nichts für die Hilfe, verpflichten sich aber, dafür mit jeweils vier Unterstufen-Schülern zu lernen. Deren Eltern zahlen für das Angebot zehn Euro pro Monat, das Geld geht an die Studenten - wobei einige darunter ohne Bezahlung an dem Projekt teilnehmen, wie beim für die Koordinierung zuständigen "Zukunftszentrum Tirol" gegenüber der APA betont wird.

Vorbild für die "Lernkaskade", an der sich auch die Volkshochschule Tirol und die Stadt Innsbruck beteiligen, war das Projekt "Chancenwerk" des türkischstämmigen Deutschen Murat Vural. Nun soll das Modell ein Jahr lang in Tirol erprobt und danach auch auf andere Bundesländer ausgeweitet werden, so die Projektkoordinatorin Sonja Pichler. Derzeit gibt es allein an Oberstufen 200 Interessenten, die endgültigen Teilnehmerzahlen für das mit dem Sommersemester beginnende Projekt werden allerdings erst Mitte Februar feststehen. Im Sommersemester beteiligen sich vier Schulen, die Evaluierung haben drei Institute der Uni Innsbruck übernommen.

Durch die "Lernkaskade" soll ein Ausgleich geschaffen werden zwischen Schülern, die Hilfe von den Eltern oder professionellen Nachhilfelehrern bekommen und jenen, deren Eltern mangels Sprachkenntnissen nicht helfen können und die kein Geld für professionelle Lernhilfe haben. Gleichzeitig wird bei dem Projekt an das soziale Gewissen der Teilnehmer appelliert: "Es ist extrem wichtig, die Verantwortung für den Nachbarn zu spüren", so Pichler. (APA)