Wien - Der Einführung einer Mittleren Reife als österreichweit einheitlicher Abschluss der achten Schulstufe, wie ihn die ÖVP in ihrem Bildungskonzept vorgeschlagen hat, ist fix. Bei den Eckpunkten gebe es bereits eine Einigung mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), betonte Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) am Sonntag im Ö1-Morgenjournal, die Details würden nun von Experten ausgearbeitet. Schmied bestätigte diese Pläne gegenüber der APA. Allerdings werde es noch bis mindestens 2020/21 dauern, bis der erste Jahrgang die vierten Klasse der AHS bzw. Neuen Mittelschule (NMS) den neuen Abschluss bekommt. Voraussetzung sei nämlich die flächendeckende Umstellung der Hauptschule auf die NMS, und diese dauere mindestens bis zum Schuljahr 2015/16.

"Arbeitstitel"

Durch die Einführung der Mittleren Reife - Schmied spricht hier allerdings von einem "Arbeitstitel", da der Begriff durch den Abschluss mit 16 Jahren in Deutschland schon besetzt sei - hätten sich SPÖ und ÖVP darauf geeinigt, dass die "wichtige Bildungswegentscheidung" erst mit Ende der achten Schulstufe erfolgen soll, so die SP-Unterrichtsministerin. Indem dieses Zeugnis künftig auch eine Unterbrechung der AHS-Langform bedeute, komme ihm eine besonders wichtige Bedeutung zu.

"Keinesfalls eine zusätzliche Hürde"

Mit der Mittleren Reife soll ein österreichweit einheitlicher Abschluss für AHS-Unterstufe und NMS geschaffen werden. Fix ist für beide Ministerinnen, dass die Mittlere Reife "keinesfalls eine zusätzliche Hürde" sein darf. Es handle sich dabei nicht um eine "bestimmte Prüfung am Tag X", betonte Karl. Bei der Mittleren Reife sollen auch die Zeugnisnoten der vierten Klasse, die Bildungsstandards, verbale Beurteilungen zu den Stärken der Schüler und das Portfolio über die Schwerpunktfächer berücksichtigt werden. Ebenfalls dokumentiert werden sollen die Ergebnisse der mit den Sozialpartnern vereinbarten Bildungswegberatung, die künftig in der siebenten und achten Schulstufe absolviert werden muss. Damit soll laut Schmied eine Basis dafür entstehen, dass Schüler und Eltern entscheiden können, wie es schulisch oder beruflich weitergehen soll.

"Nur Knock-Out- und Selektionsmaßnahmen"

Kritik an den Plänen kam am Sonntag vom Grünen-Bildungssprecher Harald Walser: "Den Regierungsparteien fallen nur Knock-Out- und Selektionsmaßnahmen ein, wenn es um eine Schulreform geht." Diese Neuerung werde die Probleme und Defizite des österreichischen Schulsystems sicher nicht beheben. (APA)