Heute findet wieder der Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) statt - einer der Höhepunkte des Jahres für die rechte Burschenschafter- und Politikszene. Während die Demonstranten gegen den Ball mit einem Platzverbot belegt wurden, tanzen nationale und internationale Rechte und Rechtsextreme auch heuer wieder in der Hofburg. derStandard.at hat nachgefragt wer dort eigentlich auftaucht, was dahinter steckt und wieso es denn genau die Hofburg sein muss.

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1) Was ist der "Korporationsring"?

"Der Wiener Korporationsring (WKR) ist die Arbeitsgemeinschaft der farbentragenden Wiener Hochschulkorporationen", so die Selbstbeschreibung des WKR auf seiner Homepage. Man sieht sich als einen Zusammenschluss zum Zweck der "Vertretung gemeinsamer Interessen, vor allem in allen rein hochschulpolitischen Fragen." Der WKR, so das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) gegenüber derStandard.at, sei zwar nicht per se rechtsextrem, wird aber von Burschenschaftern aus rechtsextremen Verbindungen dominiert.

"Es ist ein freiwilliger Zusammenschluss deutschnationaler Verbindungen", so Andreas Peham vom DÖW. 21 Verbindungen seien im WKR vertreten, nur ein Teil derer die es in Österreich gibt. Es gibt für studentische Verbindungen keine Verpflichtung, beim WKR Mitglied zu werden - die, die sich dazu entscheiden, sind klar auf der extremen Seite des Korporiertenwesens einzuordnen. Immer wieder kommt es vor, dass gemäßigte Verbindungen, etwa Sängerschaften oder Corps, aus dem WKR austreten oder sich distanzieren, weil sie mit der dort vertretenen Politik nicht zurecht kommen.

2) Was passiert auf dem WKR-Ball?

"Wichtig ist, daß unsere Gäste an einem Abend im Jahr, herausgerissen aus dem Alltag, eine stilvolle, lustige und vielleicht auch ausgelassene Nacht mit Freunden und ihren Damen in der Wiener Hofburg verbringen können." So die Eigendefinition des Ball-Organisators in einem Interview mit einem Burschenschafterblatt. Offiziell ist der Ball eine Freizeitveranstaltung ohne politischen Charakter. "Man kann aber durchaus davon ausgehen, dass dort genug rechte und rechtsextreme Fäden gesponnen werden", so Peham. Dafür spricht die "illustre" Gästeschar, die regelmäßig am WKR-Ball teilnimmt.

Zusätzlich zur lokalen Szene sind auch jedes Jahr internationale Gäste, meist hochrangige Aktivisten europäischer Rechstparteien, mit von der Partie. In den vergangenen Jahren zum Beispiel immer wieder Politiker von Vlaams Belang, Pro Köln oder der NPD. Dieses Jahr wird gemunkelt, dass das neue Sternchen der Rechtsextremen, Le Pens Tochter Marine, erstmals seit ihrer Inthronisation als Nachfolgerin ihres Vaters an der Spitze der "Front National" als "Stargast" teilnimmt.

3) Wer geht dort eigentlich hin?

Der WKR-Ball ist so etwas wie das Familientreffen der rechten Szene. Gemeinsam mit dem "Heldengedenken" am 8. Mai stellt er einen der jährlichen Höhepunkte für österreichische und europäische Rechte dar - und das seit 1952. Nach außen versuchen Politiker anderer Parteien als der FPÖ die Distanz zu wahren, zumindest in offiziellen Positionen finden sich weder Schwarze, Rote noch Grüne. Unter der schwarz-blauen Regierung, so heißt es, gab es allerdings vereinzelt Besucher aus katholischen Verbindungen.

Für Aufregung sorgt dieses Jahr die Tatsache, dass angeblich ein  österreichischer Rektor als Ehrenredner auf dem Ball vertreten sein wird. Kolportiert wird der Name des Rektors der Uni Leoben, Wolfhard Wegscheider. In dessen Büro heißt es dazu allerdings: "Von einer Einladung ist uns nichts bekannt, und von einem Ehrenschutz oder einer Rede auch nicht". Nachdem in den vergangenen Jahren Rektoren, die den Ball besuchten, dafür einige öffentliche Häme einstecken mussten, halten sich die Veranstalter heuer bedeckter was ihre Gästeliste angeht.

4) Ist die ganze FPÖ vertreten?

Es ist kein Geheimnis, dass die FPÖ, vor allem in Wien, eng mit der Burschenschafterszene verknüpft ist. Dementsprechend wie die Fische im Wasser fühlen sich auch die blauen Funktionäre am WKR-Ball. Der dritte Nationalratspräsident Martin Graf ist als "ranghöchster" Burschenschafter der FPÖ-Führungsriege so etwas wie die graue Eminenz des Balls. Organisiert wird der Ball seit Jahren von Udo Guggenbichler, FPÖ-Gemeinderat in Wien. Eines der stärksten Bindeglieder der aktuellen politischen FPÖ-Führungsriege zu den Korporierten ist Barbara Rosenkranz.

Dieses Jahr könnte dagegen der oberste Blaue fehlen: Heinz-Christian Strache. Er steht mit den Burschenschaften momentan nicht gerade auf bestem Fuß, hat er sie doch mit einigen Aktionen vergrämt. Da war zunächst das Fallenlassen von Burschenschafter-Ikone Barbara Rosenkranz im Präsidentschaftswahlkampf. Dann die FPK-Fusion in Kärnten, die das deutschnationale Lager so erzürnte, dass der Doyen des Dritten Lagers, Otto Scrinzi, gar seine Ehrenmitgliedschaft zurücklegte. Und schließlich wird auch Straches Israelreise von einigen als Verrat angesehen.

Strache muss aufpassen: Die Burschenschafter scheuen sich nämlich auch nicht, anwesende Politiker auszubuhen - so etwa Herbert Haupt 2005. Und das wäre eine eindeutige Schmach für den FPÖ-Chef. Sollte der den Ball dieses Jahr wirklich auslassen, könnten an seiner Stelle Barbara Rosenkranz und Johann Gudenus die FPÖ vertreten.

5) Wieso dürfen die Burschenschafter in der Hofburg feiern?

Der WKR-Ball, und insbesondere sein Stattfinden in der Hofburg, erregt seit Jahren die Gemüter. Antifaschistische Organisationen demonstrieren jährlich gegen den Ball. Und immer wieder taucht die Frage auf: Wieso darf eine Veranstaltung, bei der maßgebliche Vertreter der rechtsextremen Szene sich die Klinke in die Hand geben, in den ehrenvollen Räumen der Hofburg stattfinden?

Aus der Presseabteilung der Hofburg, genauer der "Wiener Kongresszentrum Hofburg Betriebsgesellschaft mbH", heißt es dazu, der WKR-Ball sei einer der Traditionsbälle und habe seit über 50 Jahren seinen Platz in der Hofburg. Man sei als Veranstalter der politischen Neutralität verpflichtet, wer die Veranstaltungsbedingungen erfülle und nicht gegen ein Gesetz verstoße, sei willkommen. "Stellen Sie sich vor, wir würden einer Partei verwehren, bei uns Veranstaltungen zu machen, damit würden wir die politische Neutralität aufgeben", so die Pressesprecherin zu derStandard.at. Außerdem fühle man sich in dieser Linie bestätigt, wenn politische Repräsentanten der Republik Österreich den Ball mittragen, indem sie den Ehrenschutz dafür übernehmen. (Anita Zielina, derStandard.at, 28.1.2011)