Einen "falschen" Werner Faymann gibt es bereits auf Facebook. Nun plant der "echte" einen eigenen Auftritt.

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Wien - Ab Mai wird Werner Faymann (SPÖ) zwitschern. Neue Freunde will er auch finden. Noch hat er keine - auf Facebook. Zwar gibt es dort schon einen Werner Faymann, aber das sei, versichert man im Bundeskanzleramt, eine Fake-Seite. Immerhin: Mehr als 1500 Freunde hätte er dort schon einmal gefunden.

Den Bundeskanzler drängt es ins Internet. Um bei Facebook, Twitter und Co künftig eine gute Figur zu machen, kümmert sich seit Anfang Jänner seine frühere Pressesprecherin Angelika Feigl um den Auftritt. Offiziell nennt sich ihre Aufgabe "Entwicklung des Bereichs Neue Medien" im Büro des Kanzlers. "Angesichts der 2,2 Millionen Facebook-User in Österreich hat die Politik hier dringend Nachholbedarf", sagt Feigl. Im Februar soll eine Agentur gefunden werden, ab Mai sollen Twitter und Facebook laufen. Auch eine neue Faymann-Homepage gehört zur roten Netzoffensive. "Uns wird es darum gehen, die Leute direkt zu erreichen, in den Dialog im Web einzutreten und das rund um die Uhr", sagt Feigl. Ob der Kanzler dann persönlich twittert? "Wir werden nichts vorgaukeln."

Je persönlicher, desto besser

Geschätzte 30 Minuten pro Tag verbringen die Österreicher im Durchschnitt auf Facebook. Ein Umstand, der viele Politiker ins Web 2.0 treibt. Lobende Worte findet Judith Denkmayr, Chefin der Kommunikationsagentur Digital Affairs, derzeit aber nur für die Aktivitäten der Grünen und von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. "Strache hat für seine Zielgruppe einen guten Weg gefunden", sagt sie. Mit mehr als 78.500 Facebook-Freunden und Fans ist er auch der Rekordhalter unter Österreichs Spitzenpolitikern. Bundespräsident Heinz Fischer hält bei knapp 20.000.

Wichtig sei es, passend zum Image des Politikers zu kommunizieren, sagt Denkmayr. Wobei der Grundsatz gelte: "Je persönlicher, desto besser". Es sei auch legitim, den Auftritt durch das Team betreuen zu lassen, aber dann sollte das auch transparent gemacht werden, sonst drohen PR-Pannen.

Eines sollen Facebook, Twitter und Co nicht sein: ein zusätzlicher Kanal zum Abspielen von Pressemeldungen. In den Statusnachrichten muss "die Stimme des Politikers erkennbar werden", sagt die Medienwissenschafterin Jana Herwig von der Uni Wien. Wer mit Presseaussendungen langweilt, ist die Freunde schnell wieder los. Betont locker geben sich etwa die Grün-Politiker Peter Pilz und Karl Öllinger. Sie posten Urlaubsfotos, zetteln Debatten an oder fragen nach den besten Semmeln Wiens. Ähnlich hält es der steirische Landeshauptmann Franz Voves. Er zeigt sich seinen 3000 Freunden auch in Badehose. "a traum, wie ein echter steirer holt", schreibt eine Userin.

Besonders junge Menschen können über Facebook erreicht werden: 62 Prozent der User sind zwischen 13 und 29 Jahre alt. "Das ist eine Zielgruppe, die man sonst über Medien wie Fernsehen und Radio nicht erreicht", sagt Politologe Peter Filzmaier. Er sieht noch einen Grund, sich in diesen Netzwerken zu engagieren: "Es geht auch darum, ein Medium zu besetzen, bevor andere dort mit meinem Namen herumspielen." Für Faymann kommt diese Warnung zu spät. Gegen böse Fälschungen will er sich aber wehren. (Peter Mayr, Dominik Wurnig/DER STANDARD-Printausgabe, 29./30.1.2011)