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Foto: Reuters/Niesner

"Du bist unendlich wertvoll", flötet es vom Papier, "kostbarer als alles andere." "Schau dich an, du bist schön und einzigartig", "niemand ist wie du." - Ein "Liebesbrief von Gott", der die soeben zitierten Passagen enthält, wird am kommenden Montag, dem Valentinstag, von der Kirche an die Österreicherinnen und Österreicher verteilt. So weit, so wurscht. Bisher.

Die Kirche sorgt mit der durchgesickerten Aktion nämlich nun doch für gehörigen Unmut: Dem Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser Wohlgesinnte meinen, dieser dürfe den Brief um keinen Preis in die Finger bekommen. Der schönste Finanzminister aller Zeiten hat sich bekanntlich schon beim letzten, live im Fernsehen vorgetrieften Schmalz-Brief aus Linz als "zu intelligent" und "zu gut ausgebildet" erwiesen, um das Entrische seiner Tat erkennen zu können. Eine schwere Selbstbeschädigung war die Folge. Würde Grasser nun auch noch einen "Liebesbrief von Gott" erhalten, müsste er denken, dass ihn der Schöpfer höchstpersönlich "ins Zentrum" seiner Aufmerksamkeit rückte, quasi karlheinzentrisches Weltbild. Die Folgen wären nicht abschätzbar.

Für eine Rückholaktion ist es aber schon zu spät. Der Fokus müsse deshalb darauf gerichtet werden, Grasser am Montag von sämtlichen göttlichen BriefträgerInnen fernzuhalten, heißt es. Einer Idee von Peter Hochegger zufolge sollte der Ex-Minister nach Klagenfurt reisen, um dort ein plötzlich wiederentdecktes altes Jugendkonto - gemäß Plan mit einem Nulldefizit von ein paar hundert Schilling - medienwirksam auszugleichen. Die Idee wurde aber wieder verworfen, weil so kurzfristig nur Walter Meischberger Zeit hatte, das Konto einzurichten; dieses Risiko wollte man nicht eingehen.
Anderen Plänen zufolge soll die Telekom Austria Grasser am Montag kurzfristig zur Eisbärenjagd nach Kanada einladen. Auch dies halten Kenner aber für aussichtslos, schließlich weist der Ex-Finanzminister andauernd darauf hin, bereits eine weiße Weste zu haben.

Es wird deshalb fieberhaft nach einer anderen Lösung gesucht. Auch die heimische Politik hat sich bereits eingeschaltet. Weil es in dem "Liebesbrief" am Schluss heißt: "Ich will dir eine Hoffnung und eine Zukunft geben. Deine Freiheit bedeutet mir alles", fürchtet man nämlich, Grasser könnte nicht den Allmächtigen für den Absender halten. Sondern das Justizministerium.

Und so viel Glück(sgefühl) darf ein einzelner Mensch tatsächlich nicht haben. Die Zeit drängt.

(Martin Putschögl, derStandard.at, 11.2.2011)