Die ferngesteuerte Frau macht im Porno-Outfit, was mann will. Bier holen zum Beispiel, oder "Schweinereien". Geil, nicht?

Foto: App-Sujet Apple.com/Montage Redaktion

Fernbedienungen sind praktisch. Wir SchreibtischtäterInnen müssen unsere bewegungsentwöhnten Fahrgestelle gar nicht mehr vom Sessel kratzen, wenn die Geräuschkulisse über diverse Endgeräte zu nerven beginnt. Ein Knopfdruck reicht.

Schade, dass das nicht auch bei Frauen funktioniert. Die reden immer, und machen leider auch nicht mehr die ganze Hausarbeit ohne Murren. Und Bier in die TV-Ecke servieren sie einem auch nicht im Porno-tauglichen Outfit. Diese Frauen von heute aber auch. Bei solchen Emanzen-Härtefällen wird nun glücklicherweise Abhilfe versprochen. "Männer! Darauf habt ihr gewartet! Jetzt gibt es die Fernbedienung für die Frau!", marktschreit eine deutsche Firma, die eine entsprechende Applikation für iPhone/iPod Touch entwickelt und damit Mitte Feber die Spitze der App-Store-Charts im Bereich Unterhaltung erklommen hat.

"Schicke deiner Freundin / Frau / Mitbewohnerin / Bekannten Befehle [...]! Schick' sie aufräumen, spülen, kochen, putzen, einkaufen, Wäsche machen, Müll wegbringen, Bier holen ... und vieles mehr! Lenke sie mit dem Steuerkreuz durch den Raum, stell' sie leiser oder direkt auf lautlos ;-)"*, heißt es wortwörtlich in der Beschreibung. Dreißig Befehle lassen sich an die dressierte Frau richten, und "auch Schweinereien sind dabei ;-)", wirbt der Anbieter weiter. Dabei kann der User zwischen vier Befehlshabern aka Stimmen wählen, wo "Der Commander", der "hart" ist und "sich kein Blatt vor den Mund nimmt" ebenso wenig fehlen darf wie ein "asoziales Eichhörnchen". Die App ist also ein frecher Zeittotschläger für unterdrückte Hausherren mit pubertärem Humor, mit ganz viel Augenzwinkerzwinker- und Feix-Potenzial.

Das kann man gern auch anders sehen. Die App ist bloß ein durch und durch sexistischer Nepp. Dass das den Machern ziemlich egal sein dürfte angsichts des Verkaufserfolges, ist eine Sache, dass aber Apple sein Saubermann-Image über solche Angebote nachhaltig anpatzt, die andere. So sind Erotik-Apps für die User ohne großem I schon keine Ausnahme mehr; aber gerade mit einer App wie dieser zeigt sich, dass der "ungehemmte Machismo nun auch Einzug auf den Devices des 21. Jahrhunderts gehalten" hat, schreibt uns eine Userin.

Sie hat ja Recht. Etwas anderes zu behaupten, wie die Entwickler zum Beispiel, die den "Unterhaltungswert" der App betonen und gerade in "bewusst übertriebener Darstellung veralteter Klischees" eine Belustigung ausmachen, ist Augenwischerei, die noch klarer macht, worum es hier geht. Wenn "Hol mir Bier!" oder "Blas mir einen!" den Nutzern zur seichten Bespaßung reichen soll, muss Tacheles gesprochen werden: Die "Fernbedienung" ist sexistischer Müll, und auch die Macher wissen das. Und sicher auch nicht nur die Männer, die es sich nicht "leicht machen" wollen.

Die App ist zwar noch nicht in der Versenkung verschwunden, aber wenigstens ist sie jetzt Zitronen-zertifiziert. (bto/dieStandard.at, 01.03.2011)