Der Kolm macht die beste Semmel.

Foto: Standard/Matthias Cremer

Wien - War es vergangenes Jahr das beste Roggenbrot (Sieger: Bäckerei Kasses, Waldviertel), so suchte eine Jury des Slow Food Convivium Wien unter der Leitung von Barbara van Melle (und mit Unterstützung der Casinos Austria) diesmal die beste Handsemmel der Stadt.

Mit der Bäckerei Kolm aus Mödling lieferte abermals ein Betrieb von außerhalb jenes Exemplar, das die Jury überzeugte - was als symptomatisch für den Zustand des Wiener Bäckerwesens (wie auch seiner Konsumenten) gelten muss.

Ketten-Semmel auf Platz zwei

Dass die zweitbeste Semmel des Bewerbs von der Backshop-Kette Felber stammt, wohl ebenso: Offenbar haben selbst die Experten der Jury (darunter auch Standard-Restauranttester Severin Corti) ihre Gaumen so erfolgreich verbildet, dass sie gar nicht mehr wissen, wie eine wahrhaftig handgemachte Semmel schmecken soll. Handsemmeln sind nämlich deutlich kompakter und strukturierter, als ihre Schwestern aus der Maschine, die im Heißluftofen luftig aufgeblasen werden. Sie sollten auf der Steinplatte gebacken sein, weshalb sie auch nicht glasiert sein können. Außerdem weisen sie eine ganz andere Kruste oder "Resche" auf: Nicht so knusprig und bröselig wie die "Maschin", dafür aber über viele Stunden haltbar.

Einstweilen gibt es die beste Handsemmel Wiens nur an einer Adresse: bei Feinkost Pöhl am Naschmarkt. Spezialisten freilich beklagen schon jetzt, dass die legendären Handsemmeln von Brandl in Linz, mangels Wiener Lieferadresse, vom Bewerb ausgeschlossen waren. Diese, so hört man, sollen nämlich ganz unvergleichlich gut sein. (DER STANDARD, Printausgabe, 01.03.20011)