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Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien - Danielle Spera, die neue Direktorin des Jüdischen Museums der Stadt Wien, verfolgte möglicherweise ein etwas zu ehrgeiziges Ziel: Trotz der umfangreichen Funktionssanierung wollte sie das Palais Eskeles bereits Ende Juni wiedereröffnet wissen. Dies gab sie am 12. Jänner bekannt.

Wenige Tage später gingen die 21 Hologramme, die seit 1996 Teil der Präsentation waren, in Bruch. Seither wird diskutiert, ob die Glasplatten mit den Hologrammen, die eigentlich ins Depot wandern sollten, mutwillig zerstört wurden. Spera und ihr Prokurist Peter Menasse bestritten dies: Die Glasplatten seien derart mit der Winkeleisenkonstruktion im Boden verklebt gewesen, dass man mit Brecheisen vorgehen musste.

Dieser Darstellung widerspricht aber Heinz Haring, der Geschäftsführer von Fritsch Stiassny Glastechnik. Dieses Unternehmen hatte die Konstruktionen zusammen mit dem Architekten Martin Kohlbauer entwickelt. In einem Brief an Spera, datiert mit 23. Februar, schreibt er: "Dabei wurde auch berücksichtigt, dass die Teile zu einem späteren Zeitpunkt demontiert werden können."

Es hätte genügt, "die Schrauben der Gegenplatte zu öffnen, um feststellen zu können, dass keine kraftschlüssige Verklebung vorliegt". Haring erwartet sich daher eine Richtigstellung. Doch Spera antwortete nicht: Sie beauftragte den Sachverständigen Horst Jäger mit einem Gutachten. Nach einem Lokalaugenschein stellte dieser in einem Schreiben vom 28. Februar fest, dass eine Trennung nicht möglich war: Jäger hält es für möglich, dass sehr wohl Klebstoff eingesetzt wurde; dies könne jedoch zweifelsfrei nur durch eine labortechnische Untersuchung festgestellt werden. Er komme zur Ansicht, "dass die Materialien voneinander nur durch Einsatz von Brechstangen zu trennen" seien, eine "zerstörungsfreie Demontage" nicht möglich gewesen sei.

Es stellt sich daher die Frage, warum Fritsch Stiassny nicht vor dem Zerschlagen zurate gezogen wurde. Das Unternehmen hatte die Demontage angeboten, war aber nicht Billigstbieter. Das Museum erbat schließlich doch eine Besichtigung am 20. Jänner bis 17 Uhr oder am 21. Jänner bis 11 Uhr Vormittag. So schnell hatte man keinen Termin frei: Fritsch Stiassny stellte die Besichtigung für die darauffolgende Woche in Aussicht. Das Museum merkte in einer Mail vom 21. Jänner um 14.04 Uhr an, dass es in der kommenden Woche "für eine Begutachtung schon sehr knapp" werde. Am 25. Jänner wurde die Firma informiert, dass sich ein Termin erübrigt habe. Denn der "Zeitpunkt der Zerstörung der Hologramme" war - laut Israelitischer Kultusgemeinde - bereits der 21. Jänner gewesen.  (Thomas Trenkler/ DER STANDARD, Printausgabe, 3.3.2011)