"Teil der Jugendkultur" soll die Wiener SP sein, findet Bernhard Häupl.

Foto: STANDARD/Fischer

STANDARD: Nervt die Frage eigentlich, ob Sie Ihre neue Funktion deshalb innehaben, weil Sie der Sohn des Bürgermeisters sind?

Häupl: Die berühmte Papa-Frage nervt natürlich. Er hat aber nicht in die Entscheidung eingegriffen. Mein Vorgänger als Jugendkoordinator, Peko Baxant, hat mich vorgeschlagen, Landesparteisekretär Christian Deutsch hat letztlich die Entscheidung getroffen. Natürlich wurde der Bürgermeister dazu gefragt, aber er hat von Anfang an gesagt, dass er befangen ist und sich heraushält. Schon in meiner Schulzeit gab es immer wieder Protektions-Vorwürfe, da muss man eine dicke Haut haben. Man kann einem Kind eines Politikers ja nicht vorwerfen, dass es sich politisch engagieren will. Der Sohn eines Kochs kann ja auch Koch werden.

STANDARD:Haben Sie nie politisch gegen Ihren Vater rebelliert?

Häupl: Vor langer Zeit hat er mir die Wahlprogramme aller Parteien gebracht und gesagt, du selber musst entscheiden, was du willst. Er hat immer darauf Wert gelegt, dass man nicht mit der roten Krawatte am Frühstückstisch sitzt. Unabhängig davon, dass wir familiär verbandelt sind, habe ich am Wiener Bürgermeister wenig zu kritisieren, aber er allein ist ja nicht die Partei. Ich identifiziere mich mit den Grundwerten der SPÖ, aber ich habe ein Problem mit dem Fremdenrecht. Ich möchte nicht als Parteisoldat rüberkommen, das bin ich nämlich nicht.

STANDARD: Wie wollen Sie die Jungen von der FPÖ wegbekommen?

Häupl: Darum geht es nicht in erster Linie, ich würde Strache nicht hochstilisieren. Ich sehe ihn als Gegner jeglicher menschenrechtlicher Positionen, weil er ganze Gruppen als böse hinstellt. Das ist widerlich. Man muss Jungen Perspektiven aufzeigen, damit sie gar nicht in die Situation kommen, von ihm geworben zu werden.

STANDARD: Dennoch ist die FPÖ sehr erfolgreich.

Häupl: Aber die SPÖ wurde in Wien von der Mehrheit der Jugendlichen gewählt. Strache kommt an, weil er auffällt, aber ich will einen Politiker, der Entscheidungen trifft, keinen Popstar.

STANDARD: Sie werden den Bürgermeister nicht in die Disco schicken?

Häupl: Ich habe mit ihm darüber gesprochen, und er hat gesagt, dass das ein bisschen seltsam wäre - so empfinde ich das auch.

STANDARD: Die SPÖ hat im Wahlkampf sehr auf Musik und Sport gesetzt. Soll das so bleiben?

Häupl: Ja, aber ich glaube, man muss auch in den Bereich Körperkult einsteigen - Fitnesscenter, Solarium und so. Wir möchten Teil der Jugendkultur sein.

STANDARD: Wie wollen Sie denn Ihr Profil schärfen?

Häupl: Mit diesem Background zu starten ist nicht leicht, vor allem wenn man diesen Job unendlich ernst nimmt. Ich mache ihn aber nicht, um mich in Stellung zu bringen. Auf jeden Fall werde ich meine Ecken und Kanten zeigen.(Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 22.3.2011)