EU-Wahl im Juni 2009: Da feierten sie Ernst Strasser noch.

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Wien - Der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel beurteilt es im Nachhinein und im Licht der Lobbyisten-Affäre klar als Fehler, dass nach der EU-Wahl 2009 Ernst Strasser und nicht der Vorzugsstimmenerste Othmar Karas VP-Delegationsleiter im EU-Parlament wurde. "Sicher", sagt er auf eine entsprechende Frage im "Kurier". "Aber das weiß Josef Pröll mittlerweile." Gegen parteiinterne Kritiker nimmt Schüssel seinen Nach-Nachfolger Pröll als Parteichef demonstrativ in Schutz und richtet ihnen aus, sie sollten "nicht nur an sich denken".

"Kann sein, dass mein Vertrauen missbraucht wurde"

Über die Lobby-Causa hat sich Schüssel, in dessen Kabinett Strasser Innenminister war, "sehr gewundert", gibt er zu Protokoll. "Ernst Strasser kam ja auf Empfehlung von Erwin Pröll (niederösterreichischer Landeshauptmann, Anm.) in die Regierung. Für mein Team war er ein absoluter Gewinn."

Er habe seinen Teammitgliedern immer vertraut, sagte er in Hinblick auf Strasser ebenso wie auf den von ihm damals gepushten Finanzminister Karl-Heinz Grasser, der seit Monaten im Mittelpunkt unzähliger Vorwürfe rund um Privatisierungen steht. Aber: "Es kann durchaus sein, dass mein Vertrauen missbraucht wurde."

Prölls Lungenembolie als "Warnlampe"

Innerparteilichen Kritikern hält Schüssel den Gesundheitszustand von Parteichef Pröll, der vergangene Woche eine Lungenembolie erlitten hatte, als "Warnlampe" vor: "Er braucht jetzt die volle Unterstützung seiner Partei. Mir sind da zu viele in der Loge, zu viele hinter dem Vorhang, viel zu viele, die Brieferln schreiben, weil das zur persönlichen Profilierung beiträgt." Schüssel, der derzeit noch Nationalratsabgeordneter ist, kündigte außerdem an, bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten zu wollen. (APA)