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Stille Größe: Christiane von Poelnitz posiert stumm auf der Bühne, während hinter ihr von ihr während der Probenzeit geschriebene SMS eingeblendet wurden.

Foto: APA/Techt

Wien - Die Bühne wirkt so heimelig wie ein einsehbares Fotostudio mit Schwerpunkt Passfotografie nach EU-Norm. Was sonst ein Ort der Verwandlung und des Scheins ist, wird in Michael Laubs Burgporträts zu einem Raum der freiwilligen Selbstentblößung. Nacheinander treten 18 Mitarbeiter des Burgtheaters, von der Billeteurin bis zum Ensemblemitglied, vor das Publikum, um in limitierter Zeit etwas von sich preiszugeben.

Das 2002 mit Tom Stromberg für das Hamburger Schauspielhaus entwickelte Konzept des Porträtmosaiks brachte der belgische Choreograf und Regisseur mittlerweile auch in Berlin, Rotterdam und Istanbul zur Aufführung. Mit mehr als 500 Mitarbeitern ist das selbstbewusste Haus am Ring für eine Fortführung der Serie natürlich prädestiniert.

Den Akt der Selbstdarstellung konsequent durchziehend, ist ein Teil der Bühnentechnik mit mehreren Scheinwerfern auf der großteils leeren Szene deutlich ausgestellt, dürfen auch die Bühnentechniker vor den Augen der Zuschauer ihrer Arbeit nachgehen. Diese besteht größtenteils im Auf- und Abrollen der Farbprospekte, die wie Klopapierrollen des Damokles über den Köpfen der Selbstporträtierten schweben.

Zu recht artifiziellen Performances geraten die Auftritte der Ensemblemitglieder (inklusive dem stummen Beitrag der Jungen Burg, welcher zu bösartigen Interpretationen einlädt), viel unmittelbarer fallen jene der bisher weniger bekannten Mitarbeiter aus. So sorgt das Kantinenoriginal Heinz Geissbüchler gleichermaßen für Lacher wie der Kleindarsteller Andreas Dampfhart, welcher seine stumme Rolle als alter Elefant noch einmal zum Besten gibt. Überhaupt bekommen viele Statisten die Chance, Highlights ihrer Karriere noch einmal in einem neuen Licht zu präsentieren.

Wenn Claudia Durstberger ihr pantomimisches Dacapo als Tablett tragendes Dienstmädchen in Bernhards Elisabeth II mit einem nüchternen "Das war Thomas Bernhard" kommentiert, sieht man dessen Werk plötzlich aus einer anderen Perspektive. Andere erzählen Episoden aus ihrem Leben, präsentieren wahlweise Sanges- oder Muskelkraft. Allen gemein ist dabei der Bezug, den sie zum Burgtheater haben.

Dass dieser freilich thematisch vorgegeben ist, muss dabei ebenso wenig belasten wie die Frage, wie weit Laub, der Gestalter von Rahmen und Rhythmus, manipulieren musste. Am Ende bleibt es ein trotz ernster Momente leichter Abend, bei dem Applaus und Bravos nicht nur den Stars gelten. (Dorian Waller/DER STANDARD, Printausgabe, 28. 3. 2011)