Das Bild vom AKW in Fukushima zeigt Reaktor 1 und zwei Gebäude, in dem Büros der Betreiberfirma TEPCO untergebracht sind.

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Im Bild: Sakae Mut, Vice President von Tepco. Die japanische Regierung erwägt einem Bericht zufolge eine vorübergehende Verstaatlichung des Unternehmens.

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Die Lage in Fukushima sei weiter ""unvorhersehbar", sagt der Ministerpräsident Naoto Ka, erst wenn das Wasser beseitigt ist, können die Männer versuchen, die dringend nötigen Kühlsysteme wieder in Gang zu bringen.

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Diese Luftaufnahmen zeigen, wie weit die Zerstörung bei den Reaktorblöcken 1, 2, 3 und 4 (von oben nach unten) im AKW Fukushima eins fortgeschritten ist

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Die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 des havarierten AKW Fukushima sind nach Angaben der japanischen Atomaufsicht beschädigt. Es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Schutzhüllen nicht mehr dicht seien, teilte die Behörde am Dienstag weiter mit.

Die Lage in Fukushima ist weiter "unvorhersehbar", sagt die japanische Regierung. Stark radioaktiv verstrahltes Wasser behindert weiter die Arbeiten in der Atom-Ruine. Teile des Wassers wurden am Dienstag abgepumpt. Doch die Arbeiter wussten nicht, wohin mit der für Menschen hochgiftigen Flüssigkeit in den Turbinenhäusern. Es fehle an genügend Tanks, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.

Arbeiter der Betreiberfirma Tepco pumpten weiter verstrahltes Wasser aus dem Reaktorblock 1 in einen Tankbehälter. Beim Wasser in den Turbinenhäusern der Blocks 2 und 3 sei dies aber wegen der Speicherfrage aktuell nicht möglich, schrieb Kyodo.

Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa sagte nach Angaben des staatlichen Nachrichtensenders NHK, es sei zwar Tepcos Aufgabe, das Wasser zu beseitigen. Aber die Armee würde auch helfen, falls es eine entsprechende Anfrage gäbe. Das Wasser stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Turbinenhäusern der Meiler in Fukushima. Es war jedoch unterschiedlich stark belastet.

Plutonium entdeckt

Im Boden um das Kraftwerk war zuvor hochgiftiges Plutonium entdeckt worden. Die Dosierung ist nach Angaben von Tepco für Menschen nicht gefährlich. Das bisher nachgewiesene Plutonium stamme von Brennstäben der Anlage, die bei dem Erdbeben am 11. März schwer beschädigt wurde. Aus welchem Block genau, war aber zunächst nicht bekannt. Tepco kündigte an, weitere Bodenproben nehmen zu wollen.

Nach Ansicht der Atomaufischt deutet die Entdeckung des extrem giftigen und krebserregenden Stoffs am Boden des Reaktorkomplexe auf einen Bruch der Schutzhülle hin, auch wenn die Menge als nicht gesundheitsschädigend eingestuft wird. In der Opposition wurde deshalb am Dienstag die Forderung an die Regierung von Ministerpräsident Naoto Kan laut, die Evakuierungszone rund um Fukushima auszuweiten. Damit müssten zusätzlich zu den bereits in Sicherheit gebrachten 70.000 Bewohnern weitere 130.000 Menschen ihre Wohnorte verlassen.

Ausmaße nicht zu erahnen

Experten äußerten die Vermutung, dass das gefundene Plutonium entweder aus einem Abklingbecken oder aus dem Reaktorblock 3 stammt, in dem die Substanz als Brennstoff mit verwendet wird. "Plutonium ist eine Substanz, die bei hohen Temperaturen emittiert wird. Es ist außerdem schwer und entweicht daher nicht so leicht", erläuterte der stellvertretende Chef der Atomaufsicht, Hidehiko Nishiyama. "Wenn also Plutonium aus dem Reaktor entwichen ist, sagt uns das etwas über die Schäden am Brennstoff aus. Und wenn es die ursprüngliche Schutzhülle durchbrochen hat, unterstreicht das die Schwere und das Ausmaß dieses Unfalls."

Die Zahl der verstrahlten Arbeiter in Fukushima eins erhöhte sich um zwei Männer auf 19. Drei Arbeiter, die am vergangenen Donnerstag einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt waren, wurden nach Angaben von Kyodo am Montag aus dem Krankenhaus entlassen.

Wegen einer hohen Strahlenbelastung im Wasser an Block 2 hatten die Helfer die Wassermenge verringert, die zur Kühlung auf den Reaktorblock gesprüht wurde. Deshalb könnte die Temperatur im Innern wieder ansteigen. Am Dienstag sollten die Geräte überprüft werden, die zur Wiederherstellung der Kühlsysteme in den Reaktoren notwendig seien, berichtete Jiji.

Der Chef der US-Atomregulierungsbehörde (NRC), Gregory Jaczko, sprach nach einem Treffen mit japanischen Regierungskollegen und Atomexperten in Tokio von einer "anhaltend ernsten Herausforderung". Die NRC und das US-Energieministerium haben Dutzende Fachleute nach Japan geschickt, um die Lage einzuschätzen und Experten vor Ort zu beraten.

Regierung erwägt Verstaatlichung von Tepco

Tepco zeigte sich weiterhin bemüht, die Bedeutung der Plutonium-Funde herunterzuspielen. Die Spuren des Stoffes seien nicht größer als jene, die in der Vergangenheit nach Atomwaffentests in der Atmosphäre gemessen worden seien. Kritiker werfen dem Stromriesen lasche Sicherheitsvorkehrungen und eine zu langsame Reaktion auf die Katastrophe vor. Konzernchef Masataka Shimizu hat sich kaum in der Öffentlichkeit blicken lassen.

Die japanische Regierung erwägt deshalb einem Bericht zufolge eine vorübergehende Verstaatlichung von Tepco, die Regierung könnte die Mehrheit übernehmen und in das Management des Stromkonzerns eingreifen, berichtete die Zeitung "Yomiuri" am Dienstag unter Berufung auf Regierungskreise. Nach einer Flut von Verkaufsordern wurden Tepco-Aktien an der Börse in Tokio vom Handel ausgesetzt.

Starkes Nachbeben

Ein starkes Nachbeben hat am Dienstag erneut die Katastrophenregion erschüttert. Der Erdstoß mit einer Stärke 6,4 ließ am Abend auch in Tokio Hochhäuser wackeln. Eine Warnung vor einem Tsunami wurde jedoch nicht ausgegeben. Berichte über weitere Schäden oder Verletzte infolge des Nachbebens gab es nicht. Die Zahl der Toten ist weiter gestiegen - sie liegt jetzt bei 11.168. Mehr als 16.400 Menschen werden noch vermisst. (APA/Reuters)