Frankfurt/Main - Deutschlands Dax-Unternehmen wollen den Frauenanteil in den Kontrollgremien einer Studie zufolge in den nächsten Jahren steigern. Mindestens 32 weitere Frauen sollen in die Aufsichtsräte einziehen, der Anteil weiblicher Chefkontrolleure von zuletzt 13,4 Prozent auf 19,8 Prozent steigen.

Das ergab eine am Dienstag vorgestellte Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Ausgewertet wurden die Selbstverpflichtungen der Dax-Unternehmen. Insgesamt soll demnach in 18 der 30 Dax-Unternehmen der Frauenanteil steigen.

Für diesen Mittwoch ist ein Spitzentreffen zur Frauenquote in Chefetagen unter anderem mit Familienministerin Kristina Schröder, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) geplant. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall begrüßte das Ziel der Bundesregierung, den Frauenanteil in der Industrie zu erhöhen.

Mehr Frauen bei AnteilseignerInnen

Von den 67 weiblichen Aufsichtsräten unter insgesamt 500 Aufsichtsratsmitgliedern vertreten der Untersuchung zufolge 47 die ArbeitnehmerInnen, 20 wurden von den AnteilseignerInnen gewählt. Ein höherer Frauenanteil solle vor allem durch mehr Frauen auf Seiten der AnteilseignerInnen erreicht werden. Trotz eines angepeilten Anteils von knapp 20 Prozent dürften die Konzerne hinter den politischen Erwartungen zurückbleiben, sagte Henning Hönsch, Partner und Aufsichtsratsexperte bei PwC.

Eine Analyse der aktuellen Geschäftsberichte aller 30 Dax-Unternehmen habe ergeben, dass sich 24 Unternehmen ein an absoluten Zahlen oder durch Angabe eines Prozentsatzes messbares Ziel für den Frauenanteil im eigenen Aufsichtsrat gesetzt haben.

Kritik am weiblichen Berufswahlverhalten

In der Metall- und Elektro-Industrie liegt der Frauenanteil laut Gesamtmetall bei rund 20 Prozent. Nach Einschätzung der Hauptgeschäftsführerin des Verbandes, Gabriele Sons, muss sich vor allem das Berufswahlverhalten ändern. Denn in der Rangliste der Ausbildungsberufe 2010 liege IndustriemechanikerIn bei jungen Frauen auf Platz 52, bei jungen Männern auf Platz drei. Ähnlich im Studium: Zwar stellten Frauen die Hälfte der StudienanfängerInnen, ihr Anteil im Maschinenbau liege aber bei nur 18 Prozent und bei 11 Prozent im Fach Elektrotechnik.

"Für die Spitze der Unternehmen eine Quote zu fordern, wenn unten nicht genügend Frauen nachrücken, ist reiner Aktionismus", sagte Sons. Werde eine flächendeckende und bedarfsgerechte Kinderbetreuung nur versprochen, aber nicht sichergestellt, stehle sich die Politik mit Quotenforderungen aus ihrer Verantwortung. (APA/Ag.)