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Hakenkreuz auf Torte.

Foto: APA/Mauthausen Komitee Österreich

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Essbare Wiederbetätigung in Maria Enzersdorf.

Foto: APA/Mauthausen Komitee Österreich

Wien - Blonder Haarschopf, große Kulleraugen und ein oranger Körper. Das stilisierte Baby findet sich auf einer Torte, gebacken wohl zur Geburt des Kindes. Doch das Werk eines Konditormeisters in Maria Enzersdorf südlich von Wien ist anders. Denn das Neugeborene hat den Arm zum Hitlergruß gestreckt und liegt auf einer Hakenkreuzfahne.

Gleich neben dem Eingang zum Raucherbereich stehen in dem kleinen Café auf einem Tischchen zwei Aktenordner zur freien Entnahme. Ihr Inhalt: Fotografien der dort gebackenen Torten. Durchaus kunstvolle findet man: Ein dreidimensionales Mikroskop, ein Urlauber in einem Liegestuhl in Strandumgebung, ein Flugzeug.

Nach dem Zwischenblatt "Nicht jugendfrei xxx" findet man Spezielleres. Detailliert ausgestattete Vulven, überdimensionierte Penisse. Oder eine Torte mit dem Hakenkreuz in der Mitte, umkränzt von den SS-Runen und dem Spruch "Meine Ehre heist (sic) Treue". Selbst im jugendfreien Teil findet sich Einschlägiges: Der NS-Adler samt Hakenkreuz.

Für den Konditor kein Problem, auch wenn er sich der rechtlichen Problematik bewusst ist. "Wahrscheinlich sollte ich sie nicht herzeigen, aber ein paar Leute interessieren sich dafür." Ob er sich nicht einfach weigern könnte, Derartiges zu kreieren? "In Zeiten wie diesen müssen wir nehmen was kommt. Ich würde auch den Gaddafi backen, wenn es wer bestellt." Und überhaupt: "Auf meiner Geburtstagstorte würde ich so etwas nicht machen, aber wenn es den Kunden gefällt."

Für Willi Mernyi vom Mauthausen Komitee, das von einer Bürgerin auf die Konditorei aufmerksam gemacht wurde, ein "trauriges Beispiel für die Laxheit, mit der mit diesem Thema in Österreich umgegangen wird. Geld zu machen ist wichtiger als die Gesetzeslage und Anstand", meint er.

Bei der Staatsanwaltschaft Wien beurteilt man die Rechtslage vorsichtig. Am ehesten würde das Abzeichengesetz in Frage kommen. Dieses verbietet, Abzeichen einer in Österreich verbotenen Organisation öffentlich zur Schau zu stellen. "Es ist dann eine Frage der Beweiswürdigung, ob ein Bild in einem Katalog ein "zur Schau stellen" ist. Bei einem Bild in der Auslage wäre es klarer", sagt Sprecher Thomas Vecsey.

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Das "Mauthausen Komitee Österreich" hat die Konditorei am Dienstag wegen des Verdachts der wiederholten Wiederbetätigung angezeigt. Der Betrieb biete "in einer für alle Kunden zugänglichen Mappe die Herstellung von Torten und anderen Süßwaren mit nationalsozialistischen Symbolen und Parolen" an, heißt es in der Anzeige. Der Geschäftsinhaber gab auf Anfrage bisher keine Stellungnahme ab. (Michael Möseneder, DER STANDARD; Printausgabe, 5.4.2011, red/derStandard.at)