Lehrer und Lehrerinnen nach Schultypen in Österreich.

Grafik: DER STANDARD

Nur 350 Meter Fußweg liegen zwischen der Wiener Mittelschule/ AHS am Contiweg und der Kooperativen Mittelschule in der Plankenmaisstraße in Wien-Donaustadt. In puncto Verwaltung trennen sie allerdings Welten, was die Lehrer ihrem Gehaltszettel ablesen können. Wegen des Schulversuchs unterrichten Lehrer mit unterschiedlicher Ausbildung (Pädagogische Hochschule oder Uni-Studium) am Contiweg, die Pflichtschullehrer sind aber formal der Plankenmaisstraße zugeordnet - und verdienen dementsprechend weniger.

"Gleiche Arbeit um weniger Geld macht niemanden glücklich", sagt Direktorin Monika Auböck, "aber es ist akzeptiert. Die Kollegen sind sehr engagiert und wollen beim Schulversuch mitarbeiten. Sie würden an keinem Pflichtschulstandort mehr verdienen."

Dabei sind alle Wiener Lehrer offiziell beim Stadtschulrat angestellt - je nach Ausbildung werden sie aber unterschiedlich abgerechnet. Während die Landeslehrer in den Pflichtschulen von der Stadt bezahlt werden, kommt für die Pädagogen in den AHS und BHS der Bund auf.

Das Lehrerdienstrecht ist längst nicht der einzige Berührungspunkt für Direktoren mit den Tücken des Föderalismus. Als Monika Auböck im Sommer vergangenen Jahres Direktorin am Contiweg wurde, fand sie eine neu erbaute Schule vor, für die Lehrmittel angeschafft werden mussten. Das passiert via Bundesbeschaffungsgesellschaft, auf deren Website die Kustoden bestellen, was dann wiederum von der Direktorin abgesegnet werden muss. Verbucht wird das Ganze vom Stadtschulrat. "Das war schon eine Herausforderung", sagt Auböck.

Peter Siebert nähert sich bereits dem Pensionsalter und hat als Direktor der Volksschule in der Zeltgasse in Wien-Josefstadt eine Generalsanierung gemanagt. Im Gegensatz zur AHS in der Contigasse, deren Gebäude zur Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) gehört, muss an Pflichtschulen der Finanzausschuss der jeweiligen Bezirksvertretung Umbauten absegnen. "In Wirklichkeit sind wir nicht entscheidungsbefugt, aber wir werden bei allem um Rat gefragt", sagt Direktor Siebert. Mitarbeiter der MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung), der MA 34 (Bau- und Gebäudemanagement) und der MA 56 (Wiener Schulen) gingen während des Umbaus in der Direktion ein und aus.
Ins kalte Wasser geworfen

Doch Direktoren sind Pädagogen, keine Baumeister. "Eigentlich bräuchten wir eine Management-Ausbildung", sagt Siebert, der selbst Fortbildungen leitet. Zu diesem Zweck hat er in einem Dokument alle Stellen zusammengefasst, mit denen ein Direktor im Lauf seiner Karriere so in Berührung kommt. "Das sind derartig viele, das können Sie sich gar nicht vorstellen", sagte er dem Standard. Grundsätzlich werde man als Direktor ins kalte Wasser geworfen: "An einem Tag geht man aus der Klasse hinaus, am nächsten Tag ist man Schulleiter." Alternativ solle der Stadtschulrat einen Pool an Direktorsanwärtern haben, die schon vor Antritt der neuen Stelle mit der Ausbildung beginnen - und nicht, wie derzeit üblich, erst danach.

Nur eines darf ein Direktor nicht: sein Personal aussuchen. Die Postenvergabe läuft ausschließlich via Stadtschulrat - offiziell. Denn je akuter der Lehrermangel wird, desto öfter treten Studierende und ihre möglichen Chefs direkt in Kontakt.

Beim Stadtschulrat können Lehrer angefordert werden; bei ihm habe das immer ganz gut funktioniert, sagt Siebert, der sich trotzdem mehr Personalhoheit wünscht. Denn: "Gute Studenten schauen immer, dass sie eine Schule finden, an der sie nach ihren Wünschen arbeiten können." (Andrea Heigl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.4.2011)