Wien - Die Liebe ist ein seltsames Spiel, das ist hinreichend bewiesen. Ein abgedroschenes Sujet ist sie eigentlich - wäre sie nicht immer so praktisch verknüpft mit aktuellen gesellschaftlichen Befindlichkeiten. Die umtriebige Wiener Künstlerin Elke Krystufek hat die Liebe unter deren arabischem Namen, Hub, als Bühnenstück inszeniert, das nun in der Garage X zu sehen ist.

Auf der kahlen Bühne dort findet sich einzig ein lindgrünes Klappsofa. Khaled Sharaf El Din, Tamara Metelka und Andreas Patton exerzieren dort und bisweilen im Zuschauerraum, in wechselnden Konstellationen und mit nicht immer ganz eindeutigen Geschlechtsidentitäten, die verschiedenen Ausformungen der Liebe durch. Der Islam bildet dabei eine Konstante und wirft notgedrungen die Frage nach dessen Geschlechternormen und der Liebe zwischen den Kulturen auf.

Neben banalstem Beziehungsgeplänkel werden Vorstellungen von Treue verhandelt, versteigt man sich - "Ich verwirre mich selbst" - in immer schwindel- erregendere philosophische und kunsttheoretische Reflexionen. Man tut das im Wohnzimmer, in einem Wüstenrestaurant, in einer Galerie, in der Tanzstunde, das grüne Sofa immer dabei.

Wird die Beschränktheit der Sprache allzu schmerzhaft, ist die reine Erscheinung der Dinge ohnehin die einzige Zuflucht. Wie ein Weichzeichner wird ein durchscheinender weißer Vorhang vor die ernüchternden Verhältnisse gezogen, darauf projiziert Videos von monströsen Schneebällen oder auf der Ladefläche eines Toyota durch die Wüste kutschierten Kamelen.

Dazwischen schlängelt sich eine Bauchtanzgruppe verführerisch zu orientalischer Musik. Wehende Schleier erinnern an die alte Sehnsucht nach Harmonie und wortlosem Einklang. Mit wiedererlangter Sprache wird vor dem Sofa die Beziehung beendet. Dem seltsamen Spiel der Liebe ist man nicht nähergekommen, berechtigter Applaus aber für ein spiel- und tanzfreudiges Ensemble. (Andrea Heinz, DER STANDARD - Printausgabe, 15. April 2011)