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Foto: AP/Sadeq

Osama bin Laden hatte bei seiner missglückten Verhaftung in seinem Anwesen in Abbottabad Bargeld in Höhe von 500 Euro und zwei Telefonnummern in seinem Gewand eingenäht. Das klingt reichlich obskur. Wir erinnern uns: Als Saddam Hussein 2003 in einem irakischen Erdloch verhaftet wurde - ihm war damals übrigens ein herzlicher Gruß von Präsident Bush ausgerichtet worden -, hatte man noch einen ungleich höheren Betrag bei ihm gefunden, nämlich 750.000 Dollar.

Hier muss deshalb dringend die Frage gestellt werden, ob die Finanzkrise nun auch bei Diktatoren, Kriegsverbrechern und Terrorpaten angekommen sein könnte. Osama bin Laden - oder muss man ihn posthum angesichts seiner Wehrlosigkeit nicht eher "Osama bin Ungeladen" nennen? - kann dazu leider nichts mehr sagen, weil seine Verhaftung etwas aus dem Ruder lief und damit endete, dass er mit der Stirn gegen eine Kugel gelaufen ist, gleich mehrmals. So viel steht fest.

Zahlreiche weitere Fragen drängen sich aber auf. War Al-Kaida, also "die Basis", völlig blank, die Villa in Abbottabad nur kreditfinanziert, womöglich sogar in einer Fremdwährung? War die angebliche Kommandoaktion der "Navy SEALs" am Ende nur ein katastrophal missglückter Versicherungsbetrug? Hubschrauberabstürze sind in Pakistan nichts Besonderes, auch der erfahrenste Schadensreferent ruft da vermutlich nur flugs die Fragen aus dem Katalog ab. Damit ist klar, wem eine der beiden Telefonnummern gehört hat, es war mit Sicherheit Osamas Versicherungsguru. Mit der anderen Nummer konnte er höchstwahrscheinlich eine schmutzige Bombe fernzünden, falls der Schadensreferent seines Vertrauens sich doch nicht ganz ans Drehbuch gehalten hätte.

Und das eingenähte Bargeld? Nun, um dies zu verstehen, müssen wir uns ein wenig hineindenken in den Osama bin Laden. Die Bank steigt einem natürlich auch in Pakistan relativ schnell auf die nackten Füße, sobald die eine oder andere Rate nicht mehr bezahlt werden kann. Beim Pizzadienst lässt es sich plötzlich nicht mehr anschreiben, die eine oder andere Ehefrau macht sich aus dem Staub. Die Filiale in Jemen schickt auch kein Geld mehr, da ist das schleichende Abdriften in die Gosse natürlich nur noch eine Frage der Zeit. Dass einem in so einer Situation selbst der eigene Kopfpolster schön langsam zu unsicher wird, ist eine nur allzu menschliche Reaktion. (Martin Putschögl, derStandard.at, 6.5.2011)