ModeratorIn: Wir begrüßen Bernhard Krall von der AG im Chat zur ÖH-Wahl und bitten die UserInnen um Fragen.

Bernhard Krall: Hallo, ich freue mich auf eine Stunde voller interessanter Fragen und auf eine spannende Diskussion.

Mooreel: Wurde ihr Wahlkampfbudget wie in der Debatte mit Moderation Armin Wolf angekündigt schon irgendwo veröffentlichtß

Bernhard Krall: Ja, das steht auf der Homepage der Aktionsgemeinschaft: www.aktionsgemeinschaft.at.

ununoctium: Der Spitzenkandidat der AGTU hat gestern gemeint ihr wüsstet selbst nicht wie faires Zugangsmanagement konkret aussieht, warum fordert ihr etwas ohne einen Konkreten Plan zu haben, kann das nicht nach hinten los gehen?

Bernhard Krall: Doch, wir haben eine sehr klare Vorstellung davon, wie faires Zugangsmanagement aussieht. Es soll in all jenen Studienrichtungen zur Anwendung kommen, in denen es notwendig ist. Das sind Studienrichtungen die überlaufen sind, in denen die Kapazitäten nicht ausreichen, in denen die Studienbedingungen inakzeptabel sind. Es soll ein Zugangsmanagement dort geben, das sich an drei Kriterien orientiert: 1: Es sollen die Geeignetsten aufgenommen werden, in überlaufenden Studienrichtungen. Das beinhaltet auch umfassende Persönlichkeitsmerkmale und nicht nur einen Test der die einzelne Tagesverfassung abtestet. 2: Es soll sozial gerecht sein, d.h. keine teuren Vorbereitungskurse sollen möglich sein. 3. Es soll nur dort zur Anwendung kommen, wo es auch wirklich notwendig ist.

claschu: Du betonst immer wieder, dass die AG weiß was die Studierenden wollen und genau das auch bietet. Was genau wollen wir denn eurer Meinung nach, was andere Fraktionen nicht bieten? Und woher meint ihr das zu wissen?

Bernhard Krall: Die Studierenden erwarten sich von den österreichischen Universitäten ein qualitätsvolles Studium, gute Betreuungsverhältnisse und einen anerkannten Abschluss. Während dem Studium sollen die Beihilfen und Stipendien die Studierenden in die Lage versetzen sich auf das Studium zu konzentrieren und nicht gezwungen sein zu arbeiten um sich das Studium finanzieren zu können. Wir sind die stimmen- und mandatsstärkste Fraktion und legen besonders großen Wert auf direkten Kontakt zu den Studierenden, den wir bei unseren zahlreichen Beratungsstellen regelmäßig finden.

Walter KURTZ: Das letzte Mal kam die linke ÖH Führung nur zustande, nachdem die FH Vertreter recht überraschend GRAS/VSStÖ unterstützt hatten. Habt ihr dieses Mal "vorgesorgt", d.h. Kontakt mit Kandidaten an den FHs aufgenommen?

Bernhard Krall: Wir haben Kontakt zu den jetzigen FH-Mandataren in der ÖH-Bundesvertretung. Allerdings mischen wir uns nicht in den Wahlvorgang auf den Fachhochschulen ein, da es sich um ein Personenwahlrecht bis dato handelt. Wir sind weiters der Meinung, dass die Studierenden an den Fachhochschulen dieses Jahr sich anders entscheiden werden, da ihre bisherige Vertretung (FEST, Thomas Wallerberger) die Abschaffung der Fachhochschulen im Endeffekt fordert.

120 Jahre Karl Schranz: wie habe ich mir zugangsmanagment in fächern wie publizistik vorzustellen? das räumliche vorstelllungsvermögen zu testen macht da ja wenig sinn. läuft es auf einen reinen wissenstest hinaus?

Bernhard Krall: Eine Möglichkeit die wir derzeit favorisieren, ist eine 1-2-wöchige Phase vor Semesterbeginn mit Vorlesungen und Übungen aus der jeweiligen Studienrichtung. An deren Ende selbstverständlich auch Tests stehen. Dazu sollen Motivationsschreiben und persönliche Gespräche kommen, die ein umfassendes Bild des Studienwerbers abbilden. Wichtig ist, dass vor Beginn des Semesters der Studienwerber eine klare Entscheidung hat, die aufgrund eines fairen Verfahrens getroffen wurde.

Unknown Agent: Was sagen Sie dazu, dass die größte lokale AktionsGemeinschafts-Gruppe (Innsbruck) sich gegen Zugangsbeschränkungen (Zugangsmanagement) ausspricht?

Bernhard Krall: Wie gesagt, Zugangsmanagement soll nur dort zur Anwendung kommen, wo es auch tatsächlich notwendig ist. Die AG Innsbruck sieht an der Universität Innsbruck derzeit keine Notwendigkeit. Die lokalen Universitätsgruppen kennen am besten die Bedürfnisse der Studierenden ihrer Universität und darauf vertraue auch ich im Falle der AG Innsbruck.

Risika: Die AG fordert die Anerkennung des Bachelors.Mit welchen Mitteln wollt ihr euch dafür einsetzen?

Bernhard Krall: Der Bachelor soll im öffentlichen Dienst ohne Kompromisse als akademischer Titel anerkannt und bezahlt werden. Das ist eine legitime Forderung die sehr leicht umzusetzen ist. Im Falle der freien Wirtschaft müssen die Unternehmen informiert werden, welches die Kenntnisse und Fähigkeiten eines Bachelorabsolventen sind, um so auch dort die Akzeptanz zu steigern. Ganz konkret hat die Aktionsgemeinschaft eine Bürgerinitiative zum Thema am Laufen, welche bereits gestern Gegenstand der Verhandlungen im Nationalrat war. Alles weitere auf unserer Homepage.

derEuro: Sehr geehrter Herr Krall, laut einem Rechnungshofsbericht aus dem Jahre 2000 überwies die ÖVP zwischen 95 und 97 insgesammt 8.2Mrd Schilling an AK, Schülerunion und Kulurmaschine. Wie passt das damit zusammen, dass sie behauptet sie sind von der ÖVP

Bernhard Krall: Derzeit gibt es keine Zahlungsströme der ÖVP an die Aktionsgemeinschaft. Die Aktionsgemeinschaft trifft sämtliche Entscheidungen in völliger Unabhängigkeit von jedweder Einflussnahme von außen. Was sich beispielsweise auch in unserem "Nein" zu Studiengebühren sehr leicht ablesen lässt.

Sepp Lechner: Um einen ÖH-Werbespruch zu zitieren: Wie beschissen ist Deine Uni?

Bernhard Krall: Meine Uni, die Universität Wien, ist in einigen Teilen sicherlich "beschissen", in anderen wiederum nicht. Das äußerst sich vor allem an Studienbedingungen wie Vorlesungen bei denen Studierenden am Boden sitzen müssen, an einem höchst undurchsichtigen Anmeldesystem und einer Betreuung von Abschlussarbeiten, die diesen Namen schlicht weg nicht verdient. Hinzu kommt, eine ideologiegeleitete ÖH bestehend aus GRAS, VSSTÖ und KSV, welche sich vor allem für ideologisch aufgeladene allgemein politische Themen fernab der Uni engagiert und dabei oft auf die Bedürfnisse und Probleme der Studierenden vergisst.

laut&schrill: Wie wollt ihr dem Ansturm aus Deutschland begegnen, den Österreich zu erwarten hat zum Wintersemester?

Bernhard Krall: Faires Zugangsmanagement dort wo es notwendig wird.

Dead Man Working: Sehen Sie es als problematisch, dass der Cartellverband über die AG in die Gremien der Universitäten hineinagiert?

Bernhard Krall: Der Cartellverband agiert nicht über die AG in irgendein Gremium der Universität. Bei uns darf sich jeder engagieren, ganz gleich was er in seiner Freizeit unternimmt und in welchem Verein er tätig ist, so lange die Vertretung der Studierendeninteressen gewahrt ist.

frau_schwerti: Wie sollen die Unis finanziert werden - bitte um eine realistische Antwort

Bernhard Krall: Die Universitäten benötigen eine starke Grundfinanzierung durch die öffentliche Hand, das erfordert zweifellos ein signifikantes Anheben des derzeitigen Wissenschaftsbudgets. Darüber hinaus sollen die Universitäten verstärkt Partnerschaften mit der Wirtschaft eingehen, freilich unter völliger Wahrung der Unabhängigkeit der Lehre. Das Beispiel Montanuniversität Leoben zeigt gut, dass Wirtschaft und Lehre eine positive Synergie erzeugen können.

hustinettenbärli: Habe euch leider immer anhand eurer "Werbegeschenke" als Spaß und Partypartei wahrgenommen und scheinbar ernsthafte Themen die auf euren Flyern standen wurden auf meine Anfrage hin nie beantwortet. Das war jetzt schon bei mehreren so. Woher weiß ich

Bernhard Krall: Die Aktionsgemeinschaft veranstaltet selbstverständlich auch Feste, weil für uns das soziale Leben der Studierenden einen zentralen Aspekt des Studentendaseins verkörpert. Darüber hinaus mangelt es uns nicht an ernsten Inhalten und Lösungsvorschlägen zur Verbesserung der Lage der Studierenden.

Grundlseer: Gibt es etwas, was Sie an der derzeitigen ÖVP-Politik stört oder ist alles erste Sahne?

Bernhard Krall: Selbstverständlich gibt es Punkte, die mich an der ÖVP-Politik stören. Ich werde mich hier auf die für die Studierenden relevanten Themen beschränken und da gibt es ganz klar zu sagen, dass der Stellenwert von Studierenden und Universitäten viel zu gering geschätzt wird. Dies ist allerdings nicht nur ein Problem der ÖVP, sondern der gesamten Bundesregierung, also auch der SPÖ.

Mooreel: Wie hat ihnen die Diskussion unter Moderation von Armin Wolf gefallen. Mir kam es vor sie waren etwas überfordert mit den Angriffen die von den anderen KandidatInnen gekommen sind. Wie ist das Gesprächsklima außerhalb des Wahlkampfes ?

Bernhard Krall: Die Diskussion mit Armin Wolf hat mir sehr gut gefallen. Ich teile die Meinung nicht, dass ich überfordert war mit den Angriffen vor allem von GRAS uns VSSTÖ. Allerdings mangelt es diesen beiden Fraktionen ganz klar an Diskussionskultur und Debattenstil. Das Gesprächsklima außerhalb des Wahlkampfes ist vergleichsweise entspannt und locker.

lara l: kennt ihr die studien von prof. spiel zu den sozialen und geschlechtsspezifischen auswirkungen des ems tests? http://www.bmwf.gv.at/startseite/mini_menue/service/publikationen/wissenschaft/universitaetswesen/spiel_studie/

Bernhard Krall: Ja, kenne ich. Vor allem in Österreich hat der EMS-Test diese Auswirkungen, was vor allem im dringend reformbedürftigen Bildungssystem angelegt ist.

samson87: Wie man liest hast du sehr viele Erfahrungen im europäischen Hochschulraum gesammelt. Um welche Erfahrungen handelt es sich dabei und wie kannst du diese für die Studierenden in Österreich nutzen?

Bernhard Krall: Ich war für die ÖH Delegierter zur European Students Union (ESU) und habe in dieser Funktion wesentlich auf die Position der europäischen Studierenden auf den Bologna-Prozess Einfluss genommen und diese Positionen auch gegenüber dem Ministerium beim Ministergipfel in Leuven vertreten. Für Österreich ist zentral, dass die Zielsetzungen des Bologna-Prozesses exakt und korrekt umgesetzt werden und nicht typisch österreichische halbgare Lösungen herauskommen.

zottelviech: Die AG prangert auf Plakaten die "Geldverschwendung" der ÖH Uni Wien an, z.b. für das neu eröffnete Studibeisl. Wofür würdet ihr dieses Geld verwenden?

Bernhard Krall: Das neu eröffnete Studibeisl ist unserer Meinung nach ganz klar Geldverschwendung, da hier ein Lokal geschaffen wurde, welches vorher schon ein Lokal war und darüber hinaus viele Studierende aufgrund ihrer politischen Ansichten diskriminiert. Die AG würde mit diesem Geld (400 000 Euro) den Sozialtopf ausbauen, das Beratungsangebot massiv ausbauen, sowie durch ÖH-Prüfungsvorbereitungskurse den Studierenden zur Seite stehen.

chris figo: "Persönliche Gespräche" als Teil des Zugangsmanagement? Wer soll das übernehmen? Gibt es adäquate Personalressourcen dafür? Könnte man mit den dafür veranschlagten Kosten nicht ganz andere Dinge finanzieren, die ein Zugangsmanagement unnötig machen?

Bernhard Krall: Persönliche Gespräche gibt es bereits an der Informatik an der TU Wien, wo sie von habilitierten Mitgliedern des Studiengangs kostenneutral durchgeführt werden.

pinguinschwimmabzeichenbesitzer: Bei #unibrennt wart ihr doch strikt gegen eine Hörsaalbesetzung. Woher weiß ich das ihr für StudentInnenanliegen kämpft und euch auch einsetzt? Wie stellt ihr euch einen Protest vor??

Bernhard Krall: Protest stellen wir uns in Form einer Demonstration auf der Straße vor. Was wir ablehnen sind Hörsaalbesetzungen, welche zu Schäden führen (1,5 Millionen Euro), die dann logischerweise dem Budget der Universitäten abgehen. Im Gegensatz zur derzeit noch amtierenden ÖH-Exekutive nehmen wir den Druck der Proteste mit in die Verhandlungen und bleiben so lange am Verhandlungstisch bis ein für uns Studierenden vorteilhafter Kompromiss erreicht ist.

Rigglerobber: Was verstehst du unter dem Begriff Elite?

Bernhard Krall: Unter Elite verstehe ich, die Förderung von Begabungen. Es gilt an unseren Universitäten Begabungen auf breiter Basis zu fördern, so dass die Absolventen zu recht als hochqualifiziert wahrgenommen werden.

mieswicht: Man beklagt ja oft einen Mangel an Absolventen in MINT-Fächern seht ihr es als eure Aufgabe mehr Leute für diese Studien zu begeistern und wenn ja wie?

Bernhard Krall: In den MINT-Fächern sind die Studienbedingungen in vielen Fällen nach wie vor sehr gut und darum für Studienanfänger hoch attraktiv. Durch Beratung und Information gilt es darauf aufmerksam zu machen, darin besteht meiner Meinung nach eine der Aufgaben der ÖH.

chris figo: Dass die Montanuniversität Leoben mit der Wirtschaft kooperieren kann ist klar, aber verlangt Ihr das auch für Sozialwissenschaften? Wie soll dabei z.B. eine kritische (!) Politikwissenschaft möglich sein?

Bernhard Krall: Kooperationen mit der Wirtschaft sollen selbstverständlich nur dort eingegangen werden, wo sie sinnvoll sind. Bei der Politikwissenschaft ist dies zugegebenermaßen eher weniger vorstellbar. Die Universitäten benötigen wie vorhin schon gesagt eine starke Grundfinanzierung von der öffentlichen Hand um auch kritische Inhalte behandeln zu können. Dies ändert jedoch nichts an der Sinnhaftigkeit von Kooperationen mit der Wirtschaft und der Anwerbung von Drittmitteln.

Thrillhouse van Houten: Sie behaupten von der ÖVP unabhängig zu sein. Soll ich Ihnen etwa abkaufen das die zweit oder drittstärkste Partei Österreichs keine Studentenvertretung hat? Bitte um klares Statement

Bernhard Krall: Selbstverständlich sind wir von der ÖVP in unseren Meinungsbildungsprozessen völlig unabhängig. Weltanschaulich gibt es eine gewisse Nähe, allerdings oft mit kritischen Anmerkungen und Skepsis bezüglich aktueller Geschehnisse.

Beinhart Stabil: Bitte erklär mir die 1,5 Millionen Euro Schaden und schlüssle auf wie du zu der Zahl kommst.

Bernhard Krall: Nachzulesen in sämtlichen Zeitungsartikeln zur Bilanz der Besetzungen. Es handelt sich dabei um Schäden durch die Besetzung, sowie um Zusatzkosten welche verursacht wurden durch Anmietung alternativer Hörsäle, sodass der Studienbetrieb fortgesetzt werden konnte.

Rigglerobber: Wünscht du dir eine apolitische Studentenvertretung? Welchen Platz haben gesellschaftspolitische Themen in der Uni-Politik?

Bernhard Krall: Die ÖH ist berufen zur Vertretung der Interessen der Studierenden und hat nicht zu fungieren als kleiner Ersatznationalrat indem über die selben Themen gestritten wird. Gesellschaftspolitik fernab der Universitäten hat in der ÖH keinen Platz, denn dadurch wird nur von der Vertretung der eigentlichen Interessen abgelenkt.

mephista: Haben Sie für sich ausgeschlossen später in die Politik zu gehen? Und wenn Nein: Inwiefern können Sie sich für die Interessen der Studierenden einsetzen, wenn Sie gleichzeitig versuchen müssen Ihre Kontakte in die Bundes-ÖVP zu stärken?

Bernhard Krall: Derzeit ist es für mich keine Option in die Politik einzusteigen. Ich habe mich für meine Studien entschieden um einen damit zusammenhängen Beruf zu ergreifen. Daran halte ich nach wie vor fest.

ModeratorIn: Wir danken Bernhard Krall für die Teilnahme am Chat. Morgen um 12 Uhr kommt Angelika Gruber vom VSStÖ zu uns.

Bernhard Krall: Herzlichen Dank. Falls noch weitere Fragen bestehen, bitte an service@aktionsgemeinschaft.at richten.