Foto: Staatsoper

Jules Massenets Vertonung der Geschichte eines wankelmütigen, prunkliebenden und tragisch endenden Mädchens ist natürlich an der Wiener Staatsoper noch immer mit Anna Netrebko verbunden, die seinerzeit bei der Premiere von Andrei Serbans Regieversion als Idealbesetzung glänzte.

Norah Amsellem (als Manon Lescaut) kann die Russin mit österreichischem Pass bei der 25. Aufführung natürlich nicht wirklich vergessen machen. Allerdings: Über großes Engagement kommt Amsellem in die Rolle hinein; und sie verfügt in der Höhe über jene delikaten dynamischen und klanglichen Möglichkeiten, die auch abseits der gut gemeisterten Koloraturerfordernisse für gediegen-intime Vokalmomente sorgen.

Roberto Alagna (als Chevalier Des Grieux) war schon bei der Premiere dabei. Er gibt den stürmischen, dann bereuenden, dann wieder stürmischen Mann routiniert und ist stimmlich immerhin in entscheidenden Momenten für tenoralen Glanz gut. Solide bis gut auch die kollegiale Umgebung (etwa Tae Joong Yang als Lescaut). Dirigent Jesús López-Cobos drang über das Solide mit dem Orchester nur dort hinaus, wo es um derbes Assistieren ging. Nicht so gut. (tos/ DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2011)