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Am 12. Juni ist Welttag gegen Kinderarbeit. Allein in Haiti arbeiten 250.000 Kinder als "Restaveks". Die Bezeichnung stammt aus dem Französischen: "Rester avec" heißt "bleiben bei".

Foto: APA/EPA/Orlando Barria

Port-au-Prince - Im Foyer l'Escale Interim Care Centre in leben heute über 40 Kinder. Viele von ihnen sind ehemalige "Restaveks" - Kinder, die von ihren Eltern zu anderen Familien gegeben werden, um dort als unbezahlte DienstbotInnen zu arbeiten. "Während sie mich ohrfeigten, waren sie nett zu ihren Kindern", erzählt ein Mädchen. "Die Hausarbeit - das war ich. Waschen und Kochen - das war ich. Nicht zur Schule gehen - das war ich. Von jemandem geschlagen werden - das war ich."

Das Kinderhilfswerk Unicef schätzt, dass in Haiti etwa 250.000 Kinder als Restaveks arbeiten. "Ursprünglich kamen diese Kinder aus ländlichen Gebieten zu reichen Familien in die Stadt", erklärt Françoise Gruloons-Ackermans, Leiterin von Unicef Haiti. "Die Kinder arbeiteten für diese Familien, aber sie wurden mit Essen, Betreuung und Schulbildung versorgt."

Missbrauch und Gewalt

Dies änderte sich völlig. Restaveks sind heute unbezahlte DienstbotInnen, eigentlich SklavInnen. "Man muss sich die Ausbeutung, die Möglichkeiten für Missbrauch und das Potenzial für Gewalt einmal vorstellen", sagt Françoise Gruloons-Ackermans. Im Foyer l'Escale Interim Care Centre bemüht sich die Organisation, diese Kinder wieder in ihre Familien zu integrieren. Viele Eltern waren sich nicht über die Situation ihrer Kinder im Klaren. Unicef unterstützt auch die Familien, u. a. mit Mikrokrediten, um den finanziellen Druck zu vermindern.

Unicef schätzt, dass weltweit etwa zehn Millionen Mädchen als Dienstbotinnen ausgebeutet werden. Ihre tägliche Arbeit findet in einem privaten Umfeld statt, sie sind die "unsichtbaren" Opfer ihrer erwachsenen AusbeuterInnen. Viele werden körperlich misshandelt und sexuell missbraucht, häufig sind sie von jeglichen Sozialkontakten abgeschnitten. Schule, Ruhezeit und Spiel bleibt ihnen versagt. Oft werden sie extrem schlecht oder überhaupt nicht entlohnt. Anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit und der angekündigten Konvention über Hausarbeit weist Unicef auf das Schicksal dieser Kinder hin.

Armutsbekämpfung

Insgesamt müssen weltweit 150 Millionen Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren arbeiten, schätz Unicef. Ein komplexes Phänomen wie Kinderarbeit könne nicht von heute auf morgen abgeschafft werden, denn der Hauptgrund für Kinderarbeit ist Armut, betont das Hilfwerk. Viele Familien seien auf die Mithilfe ihrer Kinder angewiesen.

Um Kinderarbeit wirksam zu bekämpfen, sei daher ein umfassender Schutz notwendig. Unicef setzt auf eine umfassende Bekämpfung der Kinderarbeit durch Bildungsprogramme, Information und Bewusstseinsbildung sowie durch die Stärkung von Familien und Dorfgemeinschaften. (red)