Wie sehen die Studenten der verschiedenen Unis aus? Welche Vorurteile haben sie gegenüber anderen Studenten und mit welchen haben sie selbst zu kämpfen? Weshalb schließen sich Studierende verschiedenen Gruppierungen an?

Mit diesen und anderen Fragen hat sich derStandard.at beschäftigt. Studenten verschiedener Fakultäten berichten über ihre Erfahrungen mit Vorurteilen. Jugendforscher Philipp Ikrath erklärt, wie sie zustande kommen.

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Melanie P. (20) ist Studentin an der BOKU und weiß genau, welche Vorurteile es gegenüber den Leuten an ihrer Fakultät gibt: „Es heißt oft, dass man auf der BOKU nichts lernen muss und die Leute Drogen nehmen. Wir werden immer als Hippies oder ÖKO-Freaks abgestempelt."

Dass es auf der BOKU aber ein gutes Service für Studierende gibt, werde außer Acht gelassen: „Das Online-System ist super. Das ist nicht an jeder Uni selbstverständlich."

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Natürlich stellt sich die Frage: Woher kommen die Vorurteile gegenüber den Studierenden der einzelnen Fakultäten? Jugendforscher Philipp Ikrath erklärt: „Die Vorurteile kommen aus einer Zeit, in der die Stereotype von Studenten noch viel stärker ausgeprägt waren. Vorurteile sind irrsinnig stabil. "

Es könnte aber auch daran liegen, dass die Menschen zu wenig miteinander reden: „Die Leute kommunizieren zu wenig - deshalb stecken sie andere sofort in Schubladen", meint Madeleine B.

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Madeleine B. (20) besucht die Modeschule in Hetzendorf und versteht nicht, warum ihre Schule oft als „Tussi-Schule" bezeichnet wird: „Hier bei uns gibt es so viele verschiedene Typen, die meisten stylen sich sehr individuell. Im Laufe der Zeit entwickelt jeder seinen eigenen Stil!"

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„Meiner Meinung nach sollte man Menschen nicht so einfach in Schubladen stecken. Nur weil Leute dasselbe studieren oder an dieselbe Schule gehen, heißt das nicht, dass sie auch alle die gleichen Interessen haben", meint Madeleine B.

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„Lebensstil und Studienwahl gehen definitiv Hand in Hand. Studenten werden immer das studieren, was sich auch mit ihrem Lebensstil vereinbaren lässt", meint Jugendforscher Philipp Ikrath.

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„Jus studieren meistens reiche Snobs. Die haben gegelte Haare und immer einen Anzug an," beschreibt Melanie P. ihr Bild eines typischen Jus-Studenten.

Die Erkundungen am Juridicum bestätigten einige der Vorurteile - und brachten auch bisher unbekannte Details ans Licht. "Ja, es stimmt schon, dass wir Jusstudenten selbstverliebt und arrogant sind", meint Maximilian S. (20). "Jusstudenten sind auch fesch und haben einen perfekten Seitenscheitel", fügt der Jusstudent hinzu.

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„Wir sind ordentlich und gepflegt", so Max über seine KollegInnen. "Jusstudenten tragen nur Markensachen", meint eine Komparatistik-Studentin, die ihren Namen nicht auf derStandard.at lesen will. Der Student glaubt, mit seinem Business-Look auch bei potentiellen Schwiegermüttern punkten zu können: „Wir sind die perfekten Schwiegersöhne." 

Hinter jedem überheblichen Jusstudenten soll sich eine nette, hilfsbereite Person verbergen, man müsse nur durch die arrogante Schutzschicht blicken, meint Max mit einem Grinser.

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Junge Menschen schließen sich meist Gruppen von Menschen an, die ihnen ähnlich sind: „Der typische Ralph Lauren-Schnösel orientiert sich in eine Richtung, in der er Menschen vermutet, die genauso ticken wie er", so Jugendforscher Ikrath.

Was bringt Studenten dazu, sich einem gewissen Typ anzupassen? „Jemand der Jus studiert, um später einmal viel Geld zu verdienen, wird sich eher mit Hemd und Anzug anpassen als jemand, der Menschenrechtsanwalt werden will", meint Ikrath.

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Manuel W. (22) studiert Informatik an der TU Wien - auch vor ihm machen Vorurteile und Stereotype nicht halt: „Die meisten Leute stellen sich den typischen TU-Studenten mit langen Haaren vor, der Dinge tut, die kein normaler Mensch versteht."

Für den breiten Kreis stimme diese Annahme schon: „Wenn man etwas am Computer arbeitet was für Leute, die sich nicht damit beschäftigen, sehr komplex erscheint, wird man behandelt wie ein Zauberer!"

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„An der TU wirst du nie auf Grund deines Äußeren schief angeschaut, es kommt rein auf das fachliche Können an", so Manuel W.

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Passen sich Studenten der Uni an? Für Manuel W. ist klar: „Ich glaube, die Anpassung an der Uni passiert unweigerlich. Man nimmt gewisse Denkmuster an. Die Uni und der Umgang mit der Materie prägen einen in eine gewisse Richtung."

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Stefan H. (23) ist Student an der WU. Warum der seriöse Auftritt? „Das hat nichts mit Möchtegern-Geschäftsmann zu tun". Er hat direkt nach der Vorlesung einen Job bei einer Versicherung. Ein adäquates Aussehen sei daher Pflicht. Er würde lieber kurze Hose und T-Shirt tragen, aber er kommt direkt von einer Ausstellung in die Vorlesung. Hemd ist Mindestvoraussetzung und zum Umziehen hat er keine Zeit.

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Die teure Giorgio Armani- Brillen seien nicht gekauft, um zu imponieren. „Eine Brille kauft man einmal und hat sie dann mehrere Jahre", so Stefan H.

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„Mein MacBook und mein iPhone habe ich nicht, weil es gerade cool ist. Ich benötige die Dinge wirklich und weiß auch, damit umzugehen." so Damir D. (22), auch ein Student an der TU.

Der Jugendforscher dazu: "Den alternativen Rastafari wird man auch heute eher selten in einer Fakultät für Finanzwesen antreffen." (Verena Isak, Benjamin Schacherl, Stephanie Schüller, Teoman Tiftik/derStandard.at, 21. 6. 2011)

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