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Migranten schätzen die Chancen, ihren Traumberuf zu realisieren, schlecht ein.

Foto: apa/Siemens

Linz - Bildung hat bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund einen hohen Stellenwert. Sie kennen Informationsangebote über Bildungssystem und Arbeitsmarkt und nutzen sie häufiger, aber später als Schüler ohne Migrationshintergrund, ergab eine Studie des Instituts für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung an der Universität Linz. Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl (SPÖ), dessen Sozialressort die Studie unterstützte, präsentierte die Ergebnisse in einer Pressekonferenz am Montag.

Hinsichtlich der Berufswahl zeigt sich bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein besonders ausgeprägter Aufstiegs- und Integrationswillen. Allerdings schätzen sie aufgrund ihrer konkreten schulischen Ausgangsbedingungen und häufig gewählter "überrannter" Berufe, die Chancen, ihren Traumberuf zu realisieren, schlechter ein.

"Schwächere" Schulkarrieren

Die Studie belegt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund "schwächere" schulische Karrieren aufweisen. Insbesondere jene der 1. Generation und mit türkischen Wurzeln sammeln deutlich häufiger negative Erfahrungen im schulischen Kontext wie schlechtere Noten, vermehrtes Wiederholen, häufigere Einstufung in der dritten Leistungsgruppe. Lehrkräfte sprächen sich signifikant häufiger für den Beginn einer Lehre anstatt einer weiterführenden Schule aus, hieß es in der Unterlage.

Das Schulsystem schaffe es nicht, Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie aus bildungsbenachteiligten Elternhäusern, die das gesamte Pflichtschulwesen durchlaufen, an das Leistungsniveau der Vergleichsgruppe heranzuführen. Migranten der zweiten Generation seien besser integriert und weisen deutlich bessere schulische Leistungen auf als Jugendliche mit eigener Migrationserfahrung. Sie müssen deutlich seltener eine Klasse wiederholen, bleiben aber auch signifikant hinter den schulischen Leistungen der Einheimischen zurück.

Zusammenfassend gelte heute der ältere, männliche Schüler der Polytechnischen Schule mit Migrationshintergrund (insbesondere türkischer Herkunft) aus dem urbanen Raum als am ehesten mit dem Risiko des Scheiterns im Bildungssystem behaftet. Dass Mädchen mit Migrationshintergrund einer doppelten Diskriminierung unterliegen, konnte nicht bestätigt werden, so die Studie.

Beinahe 2.000 Befragte

Ziel der Studie war, Berufsorientierungsprozesse von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu erfassen. Außerdem sollten Handlungsfelder für den Umgang mit dieser Zielgruppe im Bereich Bildungs- und Berufsberatung - sowohl im schulischen als auch außerschulischen Zusammenhang - benannt werden. Dazu wurden im Juni 2010 insgesamt 1.986 Schüler der 4. Klasse Hauptschule und der Polytechnischen Schule, zu 97 Prozent im Alter zwischen 14 und 16 Jahren, befragt. 88 Prozent aller befragten Jugendlichen haben einen österreichischen Kindergarten besucht. (APA)