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Redebedarf über den ORF gibt es zwischen SPÖ-Klubchef Cap (rechts) und Karlheinz Kopf, seinem ÖVP-Pendant.

Foto: Reuters/Bader

Wien - "Schuhplatteln ist urig und lustig" und "Volksmusik die Urquelle der Musik": Solche Grundfragen beschäftigten freiheitliche Abgeordnete, als der Nationalrat Mittwoch den Jahresbericht des ORF diskutierte, wie der seine Aufgaben erfüllt. Zu wenig Volk, zu wenig Musik für die FPÖ. Der blaue Antrag, dem ORF "angemessene" Sendezeit für heimische, vor allem volks- und volkstümliche Musik vorzuschreiben, scheiterte. Wiewohl "angemessen" ohnehin Ansichtssache wäre.

FPÖ-Mediensprecher Harald Vilimsky tönte handfester von "RTLisierung" des ORF, magerem Informationsanteil, historischem Quotentief, FP-feindlichen ORF-Journalisten, "Griff" roter Parteisekretariate und "Einfluss der Politik". Den hätte er auch gern, um nicht weitere fünf Jahre den Sozialdemokraten Alexander Wrabetz an der ORF-Spitze zu sehen. Er erwartet bei der Wahl am 9. August "einen sozialistischen Parteitag".

Über Sparzwang reden

SPÖ-Klubchef Josef Cap will denn auch "alles tun, dass der ORF weiter seine unabhängige, objektive Arbeit im Sinne der Österreicherinnen und Österreicher verrichten kann". Und im Sinne der ORF-Mitarbeiter will er den Pro-Kopf-Sparzwang auf Drängen des Betriebsrats "reden". Der war Bedingung für 160 Millionen extra vom Bund für den ORF.

Die ÖVP will unter Michael Spindelegger weniger konfrontativ darauf schauen, dass ihr vergleichbare Objektivität in Programm und Personal zuteil wird wie ihrem Koalitionspartner.

Klubchef Karlheinz Kopf zeigt denn "gewisses Verständnis", dass die Pflicht, Personalkosten insgesamt und Pro-Kopf-Kosten zu senken, "als Widerspruch wirken kann": wenn teure, ältere Mitarbeiter vorzeitig verabschiedet wurden, nun aber günstigere ausgelagert werden, was die Kosten pro Kopf wieder hebt.

Humoristisch unabhängig

Unter der Voraussetzung weiteren Sparens und "Objektivität in der Berichterstattung" (die "jetzt zu kritisieren" sei) wäre er also über die Pro-Kopf-Sparvorschrift "gesprächsbereit".

Nur "humoristisch" könne ORF-Chef Wrabetz gemeint haben, dass der ORF - bei 160 Millionen Zuschuss - "den wirtschaftlichen Turnaround aus Eigenem geschafft habe" und "redaktionelle Unabhängigkeit außer Streit steht". Kopf: "Ernst gemeint kann das wohl nicht sein." (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 7.7.2011)