Was treibt Menschen in die Flucht? In Japan sind es ein gewaltiger Tsunami und seine Verwüstungen. In Nordafrika fliehen Menschen vor durchgeknallten Despoten, die keine Gräuel scheuen, ihre schwindende Macht zu verteidigen. Dabei nehmen die Fliehenden waghalsige Überfahrten in desolaten Fischkuttern in Kauf, die nicht selten in der Katastrophe enden.

Eng mit der Flucht ist die Frage nach der Heimat verknüpft. Liegt sie dort, wo man geboren worden ist oder wo man aufgenommen wird? Diese Fragen verhandelt ein bemerkenswertes Amateurtheaterprojekt von spectACT, dem Verein für politisches und soziales Theater.

Die Ausgangslage dafür war ungewöhnlich: Die Theaterpädagogin Nicole Titus brachte zehn Menschen zusammen, die sich anfangs nicht kannten und die sich auch nicht verstanden, weil sie unterschiedliche Sprachen sprechen.

Jeder von ihnen war bzw. ist behaftet mit seiner eigenen Vergangenheit und den eigenen Fluchterfahrungen. Gemeinsam wurde ein Theaterstück entwickelt, das sich intensiv mit den Themen Heimat und Flucht in enger Verbindung zum Produktionsort Kufstein auseinandersetzt. Das Stück erzählt von Identität und Fremdheit und auch von den persönlichen Lebens- und Fluchtwegen der Beteiligten. Am Freitagabend feiert "fluchtWEGe" Premiere. (dns / DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2011)