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Bo Skovhus (als Don Alfonso) mit seinen Opfern Michèle Losier (als Dorabella, li.) und Maria Bengtsson (als Fiordiligi).

Foto: APA/Neumayr/SB

Salzburg - In allen drei Da-Ponte-Opern Mozarts, Don Giovanni, Figaro und Cosi, geht es auch um die Erforschung des Amourösen und seiner Standfestigkeit im Verhältnis zur herrschenden Ordnung. Und so hat Regisseur Claus Guth, der in den vergangenen Jahren bei den Salzburger Festspielen alle drei Meisterstücke inszeniert hat, beziehungsvoll gewisse Elemente von einem Opus auf das andere übergreifen lassen.

Strahlt in Cosi fan tutte als Schauplatz eines Beziehungsstresstests ein weißer Raum Nüchternheit aus, so ragt mit Fortdauer der Geschichte auch jener Wald verdunkelnd herein, der Guths Don Giovanni als Symbol des Triebhaften dominiert. Und auch den Liebesarrangeur Cherubim, der im Figaro alles lenkt, könnte man wiederentdecken. Allerdings verwandelt: Er trägt Nosferatuschwarz, ist ein Diktator, der vier Personen einsperrt, um an ihnen die Flüchtigkeit aller zarten Bande zu beweisen. Man sieht grundsätzlich: Guth hat für die Wiederaufnahme nichts auf den Kopf gestellt, aber entschlackt. Keine Partystimmung mehr, keine Masken, direkt geht es in den Empfindungsnahkampf - es zappeln die Personen rasant ihrer moralischen Erschöpfung entgegen.

Dazu passte auch die neue Musikbesetzung, die sich am Originalklangideal orientiert und durch robuste, ruppige Akzente mit der Bühne in Interaktion tritt. Dirigent Marc Minkowski treibt an, pflegt eine forsche Diktion, die zwar keine Poesie hervorbringt. Seine Musiciens du Louvre/Grenoble sind jedoch die geeigneten Virtuosen, um das stürmische Konzept kontrastreich und vital aufleben zu lassen.

Die Gestalten auf der Bühne, sie schwanken leider auch vokal: Jeder hat gute Augenblicke, jeder, außer dem kraftvollen Christopher Maltman (Guglielmo), hat jedoch Schwächen. Maria Bengtsson (Fiordiligi) steigert sich langsam zu lyrischer Klasse, Michèle Losier (Dorabella) lässt hingegen ein bisschen nach. Und gewisse Mühen ließ auch die schöne Stimme von Alek Shrader (Ferrando) erkennen, während Bo Skovhus (Don Alfonso) routiniert wirkt und Anna Prohaska (Despina) nicht immer freiwillig etwas schrill. Musiktheatralisch hat das aber Kraft. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD/ Printausgabe 8.8.2011)