113.994 Lehrer gibt es in Österreich. 16.500 haben sich zu einer Fortbildung in den Sommerferien angemeldet.

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Neun Wochen Sommerferien, zwei Wochen Weihnachtsferien, eine Woche Semesterferien und zehn freie Tage zu Ostern - nicht nur Schüler genießen in Österreich pro Jahr grob geschätzt drei Monate Ferien, auch ihre Lehrer profitieren davon.

Ferienzeit bedeutet nicht nur freie Zeit, sagen Lehrervertreter, die die langen Urlaubszeiten damit rechtfertigen, dass Lehrer während des Jahres auch mehr als vierzig Stunden arbeiten. Unterrichtsvorbereitungen und Fortbildungen werden ebenso in dieser Zeit absolviert. Fünfzehn Stunden Fort- und Weiterbildung müssen ein LehrerInnen pro Unterrichtsjahr nachweisen, wann sie diese ableisten ist ihnen freigestellt. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung für LehrerInnen sich während der Sommerferien weiterzubilden. 

Angebote am Pädagogischen Hochschulen und bei Berufsverbänden

Der Anteil der LehrerInnen, die die Fortbildungsangebote im Sommer wahrnehmen sei hoch, sagt eine Sprecherin des Ministeriums für Unterricht und Kunst zu derStandard.at. Angeboten werden Kurse an die Pädagogischen Hochschulen (PH) für alle Regelschullehrer (Pflichtschule und AHS).

896 verschiedene Kurse gibt es während der Sommer an den PHs zur Weiter- und Fortbildung für alle Lehrer, lauten die offiziellen Zahlen aus dem Ministerium. Diese seien gut gebucht, meint eine Sprecherin der Ministerin. 16.500 Anmeldungen von insgesamt 113.994 LehrerInnen (Pflichtschul- und AHS-Lehrer), das entspricht etwa 14 Prozent. Das Angebot an den PHs reicht von Kursen zu Schulrecht, über Burnout und soziales Lernen, aber auch Sommersprachkurse stehen auf dem Programm. Außerdem bieten Berufsverbände spezielle Kurse für LehrerInnen an. Welche Kurse dort für LehrerInnen geplant seien und wie gut diese gebucht seien, ist im Ministerium nicht erfasst. 

Keine Verpflichtung

Auch wann die restlichen 86 Prozent der LehrerInnen die Pflichtfortbildungen absolvieren, wird nicht verzeichnet. (Landes-)Lehrern steht frei, wann sie ihre 15 Pflichtstunden ableisten: Sie können das an Wochenenden und Abenden im Schuljahr machen, es ist aber auch möglich eine Fortbildung während des Unterrichts zu besuchen, sofern eine Supplierung zur Verfügung steht.
Vor allem Fachlehrer sollen sich mit durch Fortbildungen in ihrem Spezialgebiet auf dem Laufenden halten. Trotzdem gibt es keinerlei gesetzliche Vorschreibungen, dass LehrerInnen sich einen bestimmten Anteil der Stunden auch in ihrem Fachgebiet machen müssen. 

Spagat zwischen Druck und Anreiz

Ob es pädagogisch sinnvoll ist, Pädagogen zu mehr Fortbildungen zu verpflichten ist umstritten. "Es ist schwierig den richtigen Spagat zwischen Druck und Anreiz zu finden", sagt Kurt Schmid vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft im Gespräch mit derStandard.at. Die Anzahl der verpflichtenden Weiterbildungen zu erhöhen sei nicht sinnvoll. „Wenn jemand nicht engagiert ist, macht es auch keinen Sinn, dass er/sie sich nur berieseln lässt. Das bringt nix", so Schmid. 

Aus dem zuständigen Ministerium für Unterricht und Kunst heißt es, man könne noch nicht sagen, ob und wie sich die Fortbildungsrichtlinien in Zukunft ändern werden. Über eine Ausweitung der verpflichtenden Fortbildungen werde derzeit nicht nachgedacht. Derzeit habe die Neugestaltung der Pädagoginnen-Ausbildung Priorität.

Kombinationsmodell

Als positives Beispiel hebt Schmid Pisa-Musterschüler Finnland hervor. Dort gibt es sowohl verpflichtende Fortbildungen als auch freiwillige. Die verpflichtenden Kurse finden in den Ferien statt, die freiwilligen während der Unterrichtszeit. Schmid findet das einen „spannenden und überlegenswerten Ansatz". Auf jeden Fall müsse man mehr machen als aktuell passiere. 

Schmid schlägt ein Modell vor, wo Fortbildungen an Gehaltstufen gekoppelt werden. Absolviert ein Lehrer in einem bestimmten Zeitrahmen eine gewisse Anzahl von Weiterbildungen, rückt er in die nächste Gehaltsstufe vor. Macht er dies nicht, bleibt er in seiner Gehaltsstufe. (mte, derStandard.at, 11.8.2011)