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Ungefährdete Qualität: Anna Netrebko.

Foto: APA/Neumayr

Salzburg - Keine Regie bei dieser Opernaufführung: Das könne der Imaginationskraft der Zuschauer weite Räume öffnen, meinte Anna Netrebko im Vorfeld. Und tatsächlich: Die klügste Regie brächte nicht mehr szenische Spannung zustande als Netrebko mit reiner Soprankunst. Technisch perfekter Registerausgleich lässt ihre Stimme in jeder Lage strahlen. Ihre leisen Töne sind klangvoll und reich timbriert wie die großen Linien.

Mit Netrebko stehen in Tschaikowskys letzter Oper Iolanta gleich zwei strahlende Tenöre auf der Bühne: Alexey Markov (als Robert von Burgund) und Piotr Beczala (als Graf Vaudémont), der sich zunächst zwischen piano und pianissimo diskret gab, um erst im Duett mit Netrebko durch strahlenden Linien zu begeistern. Hochkarätig besetzt auch die weiteren Rollen - mit John Relyea (als König René), Evgeny Nikitin (als Arzt Ibn-Hakia) oder Maria Radner (als Amme Martha).

Ivor Bolton und das Mozarteumorchester Salzburg trugen die Sänger mit ihrem ebenso farbintensiven wie detailreichen Orchesterklang, verzichteten auf Opulenz und präsentierten die Musik Tschaikowskys in aller Vielschichtigkeit - und taten dies auch bei den strengen Rhythmen und transparenten Klängen von Igor Strawinskys erster Oper Le Rossignol, die zuvor im großen Festspielhaus erklang und auf Andersens Märchen von der chinesischen Nachtigall basiert.

Julia Novikova bezauberte als Nachtigall mit immer feineren Koloraturen nicht nur den alten König. Und: Ein junger Sopranstern scheint mit Julia Lezhneva aufzugehen, die mit den kleinen Partien der Köchin in Le Rossignol und der Brigitta in Iolanta viel Aufmerksamkeit errang. Ebenso überzeugend wirkten Antonio Poli (als Fischer), Andrei Bondarenko (als Kaiser) oder André Schuen (als Kammerherr). (Heidemarie Klabacher/DER STANDARD, Printausgabe, 17. 8. 2011)