Im Liesingtal werfen auch Dilettanten lange Schatten: Hier geht's zum Spary.

Gasthaus Spary
Liesing 21
Kammern/Steiermark
038448677

Fünf Gänge, ordentlich Wein, Wasser, Kaffee: 109,90

Foto: Harald Fidler

Eine von vielen, vielen Portionen Mozzarella mit Tomate - soll aber besonders gut gewesen sein.

Foto: Harald Fidler

Steinpilze, klein, sehr fein.

Foto: Harald Fidler

Grammelknödel, bisserl weich, aber herzlich.

Foto: Harald Fidler

Und ein Wels, kein schlechter.

Foto: Harald Fidler

Ich muss nicht alles verstehen. Zum Beispiel, wie Landgasthäuser funktionieren. Wie zum Beispiel ein schmuckes Wirtshaus in Kammern im Liesingtal sein Auskommen findet, wenn an einem schönen Sommerdienstagabend zwei Herren an der Bar ein paar Biere zwicken, die - Vermutung - Eltern des neuen Kellnerlehrlingsmädchens ihr Abendbrot hier einnehmen, und sonst nur zwei Städter auf der verschlungenen Durchreise Halt machen, um den nächsten Landwirten für Schmecks zu probieren.

Die Welt in kleinen Kammern

Mit unseren respektablen fünf oder sechs Gängen, ordentlich Wein und Kaffee wird sich das nicht ausgehen. Zwei so Städter schauen ja auch nicht so oft vorbei, in Kammern, vermute ich.

Wenn man ein ambitioniertes Landgasthaus in Kammern im Liesingtal betreibt wie den schmucken Spary, muss man der örtlichen Bevölkerung wohl auch Weltläufigeres bieten. Also stehen auf der großen Tafel, die der zierliche Lehrling an unseren Tisch wuchtet: „Büffelmozzarella, Tomate" und „Jakobsmuscheln, Orange, Basilikum".

Österreich, Mozzarellaland

Man kann natürlich auch als Städter aufs Land fahren, kein Fleisch und keinen Fisch essen, und sich dann freuen, wie gut die Büffelmozzarella in Kammern im Liesingtal ist. Mindestens so gut wie in den paar Dutzend anderen Landgasthäusern auch, die man in zwei, fast drei verfresseneren Jahren erkundet hat. Österreich, Mozzarellaland. Bei Spary soll sie übrigens besonders gut gewesen sein, die Mozzarella.

Gut, ich ess auch überall, wo ich's kriegen kann: a) Wild b) Innereien c) Pilze, vor allem Steinpilze, am liebsten pur, ohne viel Creme und Sauce. Auch dafür hat Spary vorgesorgt: Steinpilze, wenn auch sehr obersig, auf die können sich die zwei Städter einigen: einmal klein für mich, einmal groß noch für die Vegetarierin. Sie schließen an dieser Stelle messerscharf: Der Besuch muss bald ein Jahr zurückliegen. Quasi ein gut abgelegenes Jahrestags-Schmecks.

Weich, aber herzlich

Meine Grammelknödel (noch ein Fidler-Standard) davor (vor den Steinpilzen, klar) mit Szegedinerkraut waren durchaus eine Freude. Der Teig geriet mir Schwierigem mit Hang zum Spröden ein bisschen zu cremig-weich. Aber wie dick, wie dünn, wie weich, wie fest die Hülle der Grammel zu sein hat: Da gibt es wohl keine absoluten Wahrheiten.

Damit nicht noch ein Fidler-Standard drankommt, probiere ich zur Abwechslung pochierten Waller mit Kren. Absolut keine falsche Wahl an diesem recht eigenen Abend in Kammern in Liesingtal. Hoch im Sommer, bei aller Schwüle, roch es mir schon stark nach Herbst.

Ich muss nicht alles verstehen. Auch nicht jedes Liesing-Modell. Hauptsache, es funktioniert.