Carmen Gartelgruber: "Es ist schwierig, der Loverboys habhaft zu werden."

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"Eine Schülerin aus Reinfeld verliebte sich auf Facebook. Doch der junge Mann machte sie hörig und zwang sie zur Prostitution. Jetzt wird die 15-Jährige vermisst": Derartige Horrormeldungen haben Carmen Gartelgruber auf den Plan gerufen. Die FPÖ-Frauensprecherin kämpft seitdem gegen Loverboys, die Frauen in Österreich zur Zwangsprostitution zwingen könnten. Was sie dagegen tun will, erklärt sie im derStandard.at-Interview.

derStandard.at: Wie sind Sie auf das Thema Loverboys gestoßen?

Gartelgruber: Ich habe darüber im Spiegel und anderen deutschen Medien gelesen. In Deutschland gab es mehrere solche junge Frauen, die in die Loverboy-Falle getappt sind. Daher habe ich eine parlamentarische Anfrage an die Innenministerin gerichtet, ob es auch in Österreich derartige Fälle gibt.

derStandard.at: Was ist ihr Background zum Thema?

Gartelgruber: Ich bin Frauensprecherin im FPÖ-Parlamentsklub und habe als solche schon einige Initiativen gegen Zwangsprostitution gestartet.

derStandard.at: Was fordern Sie?

Gartelgruber: Auf alle Fälle dieses Phänomen bekannt zu machen und junge Frauen davor zu schützen. Ich sehe das Problem darin, dass die Opfer sich nicht als Opfer sehen, weil die Frauen eine Liebesbeziehung mit den Männern eingehen und sich später schwer tun, gegen diese Männer auszusagen. Das Neue an diesem Phänomen ist auch, dass die jungen Frauen über soziale Netzwerke von den Männern angesprochen werden. Ich möchte darauf aufmerksam machen, wie gefährlich Facebook und Co in dieser Hinsicht sein können.

derStandard.at: Kennen Sie persönlich Frauen, die betroffen sind?

Gartelgruber: Nein, persönlich kenne ich keine. Laut der Innenministerin gibt es dieses Phänomen aber auch in Österreich.

derStandard.at: Wissen Sie, wieviele Loverboy-Fälle es in Österreich gibt?

Gartelgruber: Nein, das hat das Innenministerium nicht bekannt gegeben.

derStandard.at: In der Anfragebeantwortung der Innenministerin steht, dass vor allem weibliche Opfer aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn betroffen sind.

Gartelgruber: Das ist das, was in Österreich schon bekannt ist. Aber es ist auch so, dass die Opfer oft eine Scham haben, zuzugeben, dass sie zur Prostitution gezwungen werden. Ich hoffe, es gibt sehr wenige Österreicherinnen, aber nichtsdestotrotz sollten auch die Eltern wachsam sein.

derStandard.at: Von Österreicherinnen ist überhaupt nicht die Rede.

Gartelgruber: Ist es nicht, aber man weiß nicht, ob Fälle in Österreich bekannt sind. Wenn keine Anzeigen vorliegen, sind der Justiz und dem Innenministerium die Hände gebunden. Das Phänomen könnte es aber so wie in Deutschland und in den Niederlanden auch bei uns geben. Es gilt also wachsam zu sein.

derStandard.at: Was sagen Sie zu den weiblichen Opfern aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn?

Gartelgruber: Das macht für mich keinen Unterschied. Zwangsprostitution ist eine Sache, die nicht passieren darf und abgestellt werden muss. Wenn eine Rumänin in Österreich, die ja eine Europäerin ist, zur Zwangsprostitution gezwungen wird, dann ist das gleich verabscheuungswürdig, wie alles andere. Zwangsprostitution darf auch in Österreich nicht stattfinden, auf welche Art und Weise auch immer.

derStandard.at: Sind auch junge Männer gefährdet?

Gartelgruber: Mir sind keine Fälle von jungen Männer bekannt, die mir vorliegenden Berichte, betreffen nur junge Frauen.

derStandard.at: Welche Strafen fordern Sie für Loverboys?

Gartelgruber: Natürlich die schärfsten, die der gesetzliche Rahmen zulässt. Es ist aber schwierig, dieser Männern habhaft zu werden.

derStandard.at: Sind Sie selber auf Facebook?

Gartelgruber: Ja, ich benutze es aber sehr selten. Ich glaube, es ist ganz schwierig mit diesen Medien umzugehen. Es ist mir ein Anliegen, eine gewisse Sensibilisierung bei den jungen Leuten im Umgang damit zu schaffen.

derStandard.at: Sie wurden noch nicht von dubiosen Männern kontaktiert?

Gartelgruber: Nein. Natürlich kommen Anfragen von allen möglichen Leuten, aber ich schaue mir genau an, wer das ist. (derStandard.at, 23.8.2011)