"Die Markenfetzen von heute sind das erste Statussymbol in unserer Gesellschaft."

Foto: privat

Der Obmann der der Jungen FPÖ im Burgenland, Stefan Philipp, erklärt im derStandard.at-Interview, warum sich seine Organisation für Schuluniformen einsetzt. Er wolle keine "ultrakonservativen oder gar militanten Adjustierungen", sondern eine Uniform, die von den Schülern selbst gestaltet wird. Es gehe darum, dass sozial schlechter gestellte Schüler weniger gemobbt werden und die Kinder sich mehr auf den Charakter und weniger auf die Kleidung konzentrieren, so Philipp. Eine Einschränkung der Individualität der Schüler sieht er nicht, da die Uniform nur in der Schule und nicht im Alltag getragen werden müsse.

derStandard.at: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Kampagne für Schuluniformen zu starten?

Philipp: Heute werden Kinder und Jugendliche schon viel zu oft danach bewertet, wie es um die finanzielle Situation in der Familie steht. Wenn man Schuluniformen einführt, konzentrieren sich die Jugendlichen in ihrem Alltag und in ihrer Kommunikation untereinander viel mehr auf die charakterlichen Eigenschaften und Interessen. Im Grunde finanzieren die Eltern der Kinder die Kleidung. Die Markenfetzen von heute sind das erste Statussymbol in unserer Gesellschaft. Dem sagen wir den Kampf an.

derStandard.at: Können die Schüler nicht trotzdem mit anderen Symbolen wie Handys oder Buttons ihren Status klar machen. Oder indem sie die Uniformen ändern, wie das auch in anderen Staaten, in denen Schüler Uniformen tragen, passiert?

Philipp: Das soll verhindert werden. Es gibt heute auch schon in Schulen Regelungen, die eine gewisse Bekleidungsordnung vorschreiben. In meinem Gymnasium in Oberschützen hatten wir auch Regeln. Die Uniform sollte einheitlich sein. Damit nicht der Eindruck entsteht, wir wollen irgendwelche ultrakonservativen oder gar militanten Adjustierungen, fordern wir, dass auch die Schüler selbst darüber befinden sollen, wie diese Uniform aussehen soll.

derStandard.at: Die Schüler jeder Schule sollen die Uniform selbst entwerfen können?

Philipp: Genau. Das kann ruhig von Schule zu Schule unterschiedlich sein. Das Problem des Mobbings gibt es überwiegend im Klassenrahmen. Der Wettbewerb der Schulen um die Gestaltung von Uniformen kann nur positiv sein.

derStandard.at: Soll es dann auch Vorschriften geben, wie kurz beispielsweise der Rock der Schuluniformen der Mädchen sein darf?

Philipp: Der rechtliche Rahmen soll schon genügend Spielraum für die Schüler, Lehrer und Eltern lassen, um das korrekt zu gestalten. Normalerweise sagt es der Hausverstand, wann ein Rock zu kurz ist und wann zu lang. Wenn ich jetzt kurz darüber nachdenke, würde ich sagen, Kniehöhe oder knapp über dem Knie. Das sollen dann aber Schüler und Schule selbst festlegen.

derStandard.at: Was haben Sie an Ihrer Schule getragen?

Philipp: Wir haben keine Uniform getragen. Ich selbst zählte damals zu den Jeansträgern. Ich habe auch ganz normale T-Shirts angehabt, wie die meisten. Das ist auch ein Punkt: Die verschiedenen Gruppen, also die unterschiedlichen Gewandträger, tun sich zusammen. Wir zielen speziell darauf ab, dass diese Gruppenbildungen nicht mehr möglich sind. Manche können sich den modernen Markenzwang leisten oder den immer schneller werdenden Modetrends nachgeben – und das können finanziell schlechter ausgestatte Schüler nicht. Sie sind dann aber primär von Mobbing betroffen.

derStandard.at: Haben Sie das selbst auch erlebt, dass Kinder gehänselt werden, wenn sie nicht die richtige Kleidung tragen?

Philipp: Selbstverständlich. Das passiert auf ganz primitive Art und Weise. Es gibt keinen Ort, wo ein Mensch mehr auf seine äußerliche Erscheinung reduziert wird, als in der Schulzeit. Das wird dann am Gang ausgetragen oder auch während des Unterrichts. Auch durch physische oder psychische Übergriffe.

derStandard.at: Ist Ihnen das auch passiert?

Philipp: Mir persönlich ist das Gott sei Dank nicht passiert. Aber ich habe oft genug erleben müssen, dass es anderen Personen passiert ist. Es gibt auch Studien, auf die wir uns berufen. Ein Studie der FH Münster, bei der 18.000 Schüler befragt worden sind, ergab, dass durch Schuluniformen mehr Konzentration auf den Unterricht herrscht und mehr Klassengemeinschaft existiert. Weiters gibt es Studien aus den USA, deren Resultat war, dass Uniformen zu einem massiven Rückgang der Gewalt in der Schule führen.

derStandard.at: Ihre Kritiker sagen, dass man durch Uniformen den Individualismus der Kinder einschränkt. Was entgegnen Sie diesem Argument?

Philipp: Den Individualismus der Kinder schränken wir nicht ein. Die liberalen Gedanken der Schüler und die Selbstbestimmtheit der Jugendlichen schränken wir während des Alltags nicht ein. Die Uniform soll nur während der Schulzeit getragen werden, damit mehr Augenmerk auf das Schulsystem gelegt wird. Unser Schulsystem geht den Bach hinunter. Wir wollen Kinder und Jugendliche vor der sozialen Konfliktsituation bewahren. Später wird es sowieso dazu kommen. Das wollen wir so lange es geht hinauszögern.

derStandard.at: Die FPÖ ist ihrem Namen nach eine freiheitliche Partei. Wie passt das zu einer Uniform für Schüler?

Philipp: Der freiheitliche Gedanke bei dieser Initiative liegt mehr darin, dass die sozial schlechter gestellten in ihrer Freiheit eingeschränkt werden und das wollen wir verhindern. Wir versuchen weitestgehend eine Autonomie geben, indem wir den Schulen Gestaltungsfreiheit überlassen.

derStandard.at: Wollen Sie auf die Parteispitze Druck ausüben, damit ihr Vorschlag von der gesamten FPÖ übernommen wird?

Philipp: Das hatten wir vor. Mittlerweile gibt es aber schon eine Stellungnahme des Abgeordneten Höbart, der uns unterstützt. Es wird sich weisen, wie sich das entwickelt. Die Umfragen deuten darauf hin, dass die Freiheitlichen einen stetigen Zuwachs haben und ich gehe davon aus, dass diese Forderung früher oder später ihre Umsetzung findet. (derStandard.at, 31.8.2011)