Wien - Das Wort des Kulturstadtrats zählt: Andreas Mailath-Pokorny (SP) ist geneigt, die in einer umfänglichen Studie niedergelegten Vorschläge zur Reformierung der Theaterförderung in Wien auch tatsächlich umzusetzen.

Nach viermonatiger Arbeitszeit haben die Studienautoren Anna Thier, Uwe Mattheiß und Günter Lackenbucher mehrere Dreh- und Angelpunkte zur Förderungsumstellung ersonnen, die es so noch nie gab. Um der Aufrechterhaltung von Spartengrenzen sowie einer unproduktiven Streuung von Subventionen entgegenzuwirken, werden die existierenden Beiräte mit Jahresende aufgelöst. An ihrer statt erfindet man mehrere Werkzeuge, die auch die unfruchtbare Trennung in "Freie" und "Mittelbühnen" à la longue aufheben sollen.
Projektförderungen werden fortan nicht als lauwarmer Sprühregen, sondern nach dem Motto "Ganz oder gar nicht" vergeben. Die Unterhaltung ganzer Projektreihen mit ein-, zweijährigen Laufzeiten wird ausdrücklich angestrebt. Konzeptförderungen wiederum werden für einen Zeitraum von vier Jahren vergeben. Nach Maßgabe einheitlicher Stichtage werden Ergebnisse überprüft; Eigenverantwortung soll gestärkt werden.
Die eigentliche Revolution steckt aber in der gremialen Neuaufteilung der zu bestellenden Felder: Noch heuer werden drei Kuratoren gekürt, die kollegial über Projektförderungen entscheiden dürfen und den Boden für den Neuaufbau bereiten.

Sodann wird mit der Erschließung von "Koproduktionshäusern" begonnen, deren Fenster für ausländische Impulsgeber aufgestoßen werden. Als ehrgeiziges Ziel steht ein neuerlicher Stafettenwechsel am Horizont des Jahres 2005: Die Kuratoren ziehen sich zurück, die inzwischen aufgesperrten Häuser leiten sich selbst. Eine zu gründende Theaterkommission, gebildet aus fünf bis sieben Mitgliedern, tritt zusammen und gibt fortan im festen Rhythmus ihre Projektförderempfehlungen bekannt. Eine Dreier-Jury prüft Konzepte. Bisherige Mittelbühnenleiter müssen sich bereits vorsehen - ihre Verträge werden einmalig bis Sommer 2005 verlängert. Vertragslaufzeiten werden inzwischen harmonisiert - und dann droht der fällige Umbau einer bis dato zwangsberuhigten Sze- ne. (poh/DER STANDARD; Printausgabe, 28.05.2003)