Bild nicht mehr verfügbar.

Mirna Jukic wurde in Peking 2008 Olympia-Dritte.

Foto: APA/Jaeger

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Ex-Schwimmerin schlägt vor, veraltete Lehrpläne zu erneuern: "Man sollte überdenken, was die Kinder lernen müssen. Es gibt Sachen, die man lernt, obwohl man sie eigentlich nicht braucht."

Foto: APA/Schlager

"Ich war sieben Jahre lang in einer Schule in Zagreb. Mit 13 bin ich nach Wien gekommen, in die 4. Klasse Unterstufe eines Gymnasiums", sagt Mirna Jukic. Es handelte sich dabei bereits um jenes Gymnasium, das sie bis zur Matura besuchte, das Realgymnasium für Leistungssportler in der Karajangasse im 20. Bezirk.

"Wir hatten nur eine Stunde Turnen, weil wir als Leistungssportler genug Sport treiben. Dienstags und Donnerstags beginnt die Schule erst um 10 Uhr und es gibt keinen Nachmittagsunterricht. Die Schule dauert dafür fünf Jahre, nicht vier Jahre", erklärt Jukic.

In der Schule "unterfordert"

Im Nachhinein denkt sie gerne an die Jahre im Gymnasium zurück: "Das war eine geile Zeit, man muss es genießen. Erst wenn man älter wird, checkt man wie cool es in der Schule eigentlich war. Mir hat es irrsinnig viel Spaß gemacht, die Klasse war auch supertoll."

Jukic maturierte 2005 mit Auszeichnung. Viel Mühe hat sie das nicht gekostet: "Ich war sogar eher der Meinung, dass ich unterfordert bin." 

Nicht nur Schwimmer, auch Tischtennisspieler, Turmspringer, Eishockeyspieler, Triatlethen, Fußballer und Segler besuchten ihre Schule. Jukic, mehrfache Medaillengewinnern bei Olympischen Spielen, Europa- und Weltmeisterschaften, ist zwar die erfolgreichste Absolventin, aber aus ihrer Klasse waren schon drei Kollegen bei Olympischen Spielen. "Aus der ganzen Schule waren wir in Peking zu fünft."

"Gezwungen, nur Deutsch zu sprechen"

Als sie mit 13 Jahren nach Österreich kam, hat sie Deutsch sehr schnell erlernt. "Ich war gezwungen, nur Deutsch zu sprechen, es ist mir nichts anderes übrig geblieben, weil ich sonst nicht mitgekommen wäre."

Mit den Lehrern hatte Jukic nie Probleme: "Wir hatten ein ganz gutes Arbeitsklima, sie haben uns gezeigt, was wir lernen sollen, wenn wir nicht da waren wegen des Sports."

Begabungen fördern

Jukic ist froh darüber, dass sie eine Schule besuchen konnte, die sie in ihren Talenten gefördert hat. Sie vergleicht das mit Musikgymnasien, wo man ebenfalls seine Begabung ausleben könne. Jukic sieht hier auch noch Verbesserungspotenzial. In den USA etwa gebe es die Form der Unterstützung auch noch auf dem College. "Es zählt nicht nur der Sport, und nicht nur die Schule, sondern dass man beides verbinden kann."

Welche Rolle spielten ihre Eltern in der Schulzeit? "Sie haben sich mit der Schule beschäftigt. Natürlich in der Oberstufe nicht mehr so viel. Aber ich konnte sie immer fragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Sie haben versucht mir zu helfen." Jukic findet es wichtig, dass Eltern Interesse zeigen an dem, was ihre Kinder machen und lernen. "Man soll sich da schon ein bisschen involvieren."

Noten als Messlatte

Von aktuellen Reformen im Schulsystem, etwa die Debatte über die Abschaffung des Sitzenbleibens, hält Jukic nicht viel. "Ich habe schon irgendwo gelesen, die Noten sollen abgeschafft werden, das finde ich nicht gut." Sie ist der Meinung, "man braucht irgendwo eine Messlatte". Das sei wie im Wettkampf. "Wofür trainiere ich? Dass ich irgendwann im Wettkampf meine Leistung bringen kann. Warum lerne ich? Damit ich zeigen kann, was ich drauf hab und was ich kann."

Aber Jukic schlägt vor, veraltete Lehrpläne zu erneuern: "Man sollte überdenken, was die Kinder lernen müssen. Es gibt Sachen, die man lernt, obwohl man sie eigentlich nicht braucht. Die werden unterrichtet, nur weil das eben seit Jahren schon so ist." 

Und auf welche Schule wird Jukic ihre Kinder einmal schicken? "Bis ich Kinder habe und bis die in die Schule gehen, wird noch sehr viel Zeit vergehen. Keine Ahnung, was sich da noch alles ändert." Auf jeden Fall soll es eine gute Schule sein, "ich möchte schon, dass meine Kinder eine gute Ausbildung erhalten und dass sie nicht viel zu viel Zeit verbrauchen, täglich in die Schule zu fahren." Falls sie eines Tages Sport machen, soll das mit der Schule kombinierbar sein.

Auf der Uni "machen was man will"

Jukic studiert derzeit Publizistik und Kommunikationswissenschaft auf der Universität Wien. "Da ist man so auf sich selbst gestellt, da kann man im Endeffekt machen was man will", sagt sie. Man könne zur Vorlesung gehen, man muss aber nicht. "Das wird vielen zum Verhängnis. Da gibt es keinen Lehrer, der dir in den Arsch tritt". Ihr komme diese Form des Unterrichts aber sehr entgegen. Mindestens zwei Jahre lang wird Jukic noch Studentin sein: "Ich habe mich gerade für den Master eingeschrieben." (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 13.9.2011)