Postings auf der Facebook-Seite von FP-Chef Strache. Ein steirischer FP-Jungfunktionär hat ähnliche Fans wie sein Vorbild "H.-C.".

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Wien/Graz/Fohnsdorf - Die Aufregung um Hass-Postings auf der offiziellen Facebook-Seite von FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache hat, wie berichtet, kürzlich einen neuen Höhepunkt erreicht, als ein Strache-Fan anregte, man solle Ausländer mit dem Zug nach Mauthausen schicken (siehe Faksimile). Grünen-Parlamentarier Karl Öllinger schickte der Staatsanwaltschaft eine Sachverhaltsdarstellung, um die straf- bzw. medienrechtliche Relevanz der Kommentare beurteilen zu lassen.

Auch auf der Seite des FPÖ-Funktionärs Luca Kerbl in der Steiermark, der Strache auf seiner Homepage als politisches Vorbild angibt, nehmen sich radikale Fans kein Blatt vor den Mund. Kerbl ist Obmann des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) im Bezirk Judenburg und FPÖ-Spitzenkandidat für die Gemeinderatswahl am 25. September in der Pleite-Gemeinde Fohnsdorf. Der 20-Jährige will Bürgermeister der obersteirischen Stadt, deren SPÖ-Bürgermeister von einem Regierungskommissar abgelöst wurde, werden, um "endlich Vernunft und Ordnung" herstellen zu können.

Auf seiner Facebook-Seite widmet sich Kerbl dem Thema Islam und Moscheenbau, obwohl beides in Fohnsdorf nicht gerade von aktueller Brisanz ist. Seine Facebook-Freunde posten Nazisprüche wie "Arbeit macht frei", schimpfen über "offen jüdische" Zeitungen oder verlinken Neonazi-Songs - Kerbl lässt sie.

Kerbl selbst warnt vor einer "Umvolkung" durch den Islam. Vom Standard gefragt, ob er wisse, dass die Nationalsozialisten diesen Begriff geprägt haben, meint das Mitglied der Burschenschaft Corps Austria zu Knittelfeld: "Ich weiß schon auch, wo der Begriff herkommt, aber seither haben ihn trotzdem viele andere Politiker verwendet." Die Postings seiner Fans lösche er nicht, weil er für "Meinungsfreiheit" sei.

Kerbl ist auch gegen "islamische Zentren, und islamische Bäcker und Geschäfte, wie es sie in Wien gibt", weil dadurch eine "Parallelgesellschaft" entstünde.

Gefragt, ob er auch gegen koschere Fleischer und jüdische Bäckereien sei, mein der Jungpolitiker: "Es geht darum, wie sich einer fühlt, ob er sich als Österreicher fühlt." Ob er wisse, wie sich Juden und Muslime in Wien fühlen? Dazu meint Kerbl nur: "Ich weiß nicht, wie ein Jude fühlt, das weiß ich wirklich nicht."

Auf Straches Facebook-Seite dauerte es ein Monat, bis Aufrufe zum Mord an Künstlern und Muslimen gelöscht wurden. Auslöser war eine Anzeige des Wiener Werkstätten- und Kulturhauses (WUK), über das ein Strache-Fan postete, man solle es anzünden.(Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Printausgabe, 13.9.2011)