Wechselt von der Kunsthalle zu Departure: Bettina Leidl.

Foto: Andy Urban

Der erste Versuch von Bettina Leidl, die Kunsthalle Wien zu verlassen, deren Geschäfte sie seit 1997 führt, scheiterte spektakulär. Am 22. Jänner 2007 teilte Claudia Schmied, kurz zuvor zur Unterrichtsministerin ernannt, mit, dass Leidl in ihrem Kabinett die gesamte Kunst- und Kulturagenda koordinieren werde. Doch bereits nach zwei Tagen kehrte Bettina Leidl reumütig vom Minoritenplatz in die Kunsthalle zurück.

Diesmal aber sei der Abschied definitiv, sagt Leidl: Anders als beim Angebot von Claudia Schmied hätte sie genug Zeit gehabt, sich die Sache zu überlegen. Nach 14 Jahren Kunsthalle im Schatten von Gerald Matt, den sie immerzu höchst loyal verteidigte, fand sie die Zeit reif für eine Veränderung. Zudem war der Job einer der interessantesten, den die Stadt Wien zu vergeben hatte: Mit 1. Dezember übernimmt die Oberösterreicherin, 1962 im Krankenhaus von Vöcklabruck geboren, die Geschäftsführung von Departure, einer innovativen Fördereinrichtung für die Kreativwirtschaft.

Auch wenn Leidl ihre ersten fünf Lebensjahre in Schörfling am Attersee verbrachte, fühlt sie sich als Salzburgerin, wo sie aufwuchs. 1982 ging sie nach Wien, um Ethnologie, Politikwissenschaft und Betriebswirtschaft zu studieren. Nebenbei arbeitete sie für Regisseur Michael Schottenberg - und über ihn kam sie zum Filmgeschäft. Von 1993 bis 1997 war Leidl Referentin für nationale und internationale Filmangelegenheiten der Kunstsektion.

Das Angebot, die Geschäftsführung der Wiener Kunsthalle zu übernehmen, hatte sie zunächst abgelehnt. Die spätere Zusage bereute sie aber nicht, war es doch ihre Aufgabe, das Provisorium am Karlsplatz in ein dauerhaftes Haus im Museumsquartier zu verwandeln. Seit 2007 leitet Leidl auch die Kunst im öffentlichen Raum. Ihr gelang es zum Beispiel, dass am Karlsplatz temporär eine große Skulptur von Paul McCarthy steht.

Nicht weiter verwunderlich ist, dass die Hobbys von Leidl, die in einer Partnerschaft lebt, mit ihrem Beruf eng verknüpft sind: Film, Theater und bildende Kunst. Aber sie engagiert sich "aus alter Frauensolidarität" auch in der Women's Cooperative International. Der von Gerda Themel gegründete Verein realisiert ungewöhnliche Entwicklungshilfeprojekte - beispielsweise im Karakorum-Gebiet, das Leidl durchwanderte. Viel zu selten bleibt ihr Zeit für das Tarockieren: Nur mehr alle zwei Monate kommt sie dazu. Aber dann spielt sie am liebsten den Königsrufer. (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2011)