Ein Doppelzimmer im Haus Burgenland in Wien.

Foto: oejab

Wohnen in Studentenheimen wird teurer. Der Bund hat bereits im Jahr 2010 bei der Budgeterstellung in Loipersdorf beschlossen, dass die Förderung für Neubauten und Sanierungen gestrichen werden. Dieser Beschluss wirkt sich nun auch auf die Mietkosten für Studentenheime aus. Die Studentenheimbetreiber können kaum noch sparen und müssen die Kosten für Sanierungen zumindest teilweise an die Studenten weitergeben. "Entweder man lässt das Studentenheim verfallen oder man muss teurer werden", erklärt der Geschäftsführer des Salzburger Studentenwerks, Georg Leitinger, im Gespräch mit derStandard.at.

"Auswirkungen nicht bedacht"

Der Vorstand des Studentenwerkes hat beschlossen, dass ab 1. September 2012 der Preis pro Zimmer um 60 Euro pro Monat steigen wird, sofern der Beschluss der Regierung aufrecht bleibt. "Die Regierung hat die Auswirkungen nicht bedacht", glaubt Leitinger, der nun gemeinsam mit der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) versuchen will, den Beschluss rückgängig zu machen. Dies scheint jedoch sehr unwahrscheinlich. Aus dem Büro von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle heißt es, dass es zur Streichung der Förderung gültige Beschlüsse gebe und sie "Teil des Konsolidierungspakets, das nicht wieder aufgeschnürt wird" sei. 

Zehn Prozent wohnen im Studentenheim

In Österreich wohnen laut Studierendensozialerhebung 2009 zehn Prozent der Studierenden in Studierendenwohnheimen. Die Untersuchung ergab, dass die Wohnkosten in Studentenheimen in Österreich bei 245 Euro liegen. Durchschnittlich geben österreichische Studierende fürs Wohnen 325 Euro aus. 72 Prozent der Studierendenheimbewohner gaben an, wegen der niedrigen Wohnkosten im Heim zu leben, 65 Prozent wohnen unter anderem wegen der vorhandenen Grundausstattung dort. 

"Ein Wahnsinn für die Studis"

"Der Beschluss war unvorhersehbar und katastrophal", sagt Martin Strobel, stellvertretender Generalsekretär der WIHAST (Wirtschaftshilfe der Arbeiterstudenten Österreichs) über die Streichung der Fördermittel durch den Bund. Er kann sich aber nicht vorstellen, dass die gesamten Kosten, die durch die Streichung der Förderungen entstehen werden, an die Studierenden abgeben werden. "Das wäre ein Drittel mehr Miete, das wäre ein Wahnsinn für die Studis", sagt Strobel zu derStandard.at. Die WIHAST werde versuchen, bei Personal und Einrichtung der Zimmer zu sparen. "Zum Glück sind die meisten Häuser gerade saniert worden", sagt er. Pläne von Neubauten mussten allerdings aufgeschoben werden. 

Sparen nicht mehr möglich

Sparen sei für seine Organisation nicht mehr möglich, sagt Wilhelm Perkowitsch, Geschäftsführer der ÖJAB (Österreichische Jungarbeiter Bewegung). "Wir waren schon bisher genötigt so weit wie möglich zu sparen und auch die Ausgaben für die Betriebskosten werden immer höher", sagt er. Als Beispiel nennt er die Erhöhung der Wasserkosten in Wien. In Studentenheimen sind Betriebskosten bereits im Mietpreis enthalten. Der Heimpreis wird laut Perkowitsch ab dem nächsten Studienjahr um zwanzig bis 25 Prozent steigen. "Das sind 40 bis 50 Euro, aber genau kann ich das jetzt noch nicht sagen", so der Geschäftsführer. Die Steigerung müsse noch mit den Studenten besprochen werden und soll in Etappen passieren. 

Die Heimbetreiber werden vom Bund angehalten keine Rücklagen zu bilden, damit die Mietpreise so niedrig wie möglich sein können. Dieses Geld fehlt jetzt aber für die anstehenden Sanierungen. "Ein Heimbetreiber mit fünfzig Betten bekommt von der Bank keinen Kredit, der kann sein Heim verkommen lassen oder zusperren. Heimbetreiber müssen, wenn sie Bundesmittel wollen, sicherstellen, dass sie das Gebäude nur als Studentenheim betreiben", sagt Leitinger vom Salzburger Studentenwerk.

Ministerium: Erfolgte Zusagen bleiben

Leitinger kritisiert, dass es gegenüber den Heimbetreibern von Seiten des Wissenschaftsministeriums keine offizielle Stellungnahme zur Problematik gibt. Gegenüber derStandard.at verweist man im Ministerium aber auf Gespräche mit den Heimbetreibern. "Heuer und im kommenden Jahr sind die Förderungen in vollem Umfang gesichert, erfolgte Zusagen bleiben bestehen", heißt es. 2011 sind nach Angaben des Ministeriums 11 Millionen Euro für Studierendenheimförderung budgetiert, im kommenden Jahr sind es 8,7 Millionen.

Für die später nötigen Sanierungen wird dieses Geld aber nicht reichen. "Wenn kein Wunder passiert, müssen wir teurer werden und ich habe aufgehört an Wunder zu glauben", sagt Perkowitsch von der OJAB resigniert. (Lisa Aigner, derStandard.at, 4.10.2011)