Mythos: Alle anderen Länder verlangen Studiengebühren.

Tatsache: Studiengebühren sind in Österreich weitgehend abgeschafft, aber ihre Wiedereinführung bleibt Thema. Eine Erhebung des Münchner ifo-Instituts hat unlängst ergeben: Aktuell verlangen 14 von 29 europäischen Ländern Geld fürs Studium - vier weniger als noch 2008. Dem Trend zur Abschaffung folgten auch mehrere deutsche Bundesländer.

Fazit: Stimmt nicht. Zwar hebt jedes zweite Land Gebühren ein, doch es werden immer weniger.

Mythos: Der österreichische Staat gibt wenig Geld für seine Unis aus.

Tatsache: Sind unsere Unis so unterfinanziert, wie Bilder überfüllter Hörsäle suggerieren? Tatsächlich bekamen die Hochschulen 2009 mit 1,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) weniger als jene im OECD-Schnitt (1,5 Prozent). Im Detail zeigt sich aber, dass die öffentlichen Ausgaben mit 1,2 Prozent über dem OECD-Mittel von 1,0 Prozent liegen. Deutlich höher sind sie nur in den nordischen Ländern. Niedrig sind bei uns hingegen die privaten Ausgaben für tertiäre Bildung (0,1 gegenüber 0,5 Prozent). Die oft geforderten zwei Prozent des BIPs für die Unis leisten sich nur vier von 31 Ländern.

Fazit: Stimmt nicht. Nur die Skandinavier geben mehr aus.

Mythos: An unseren Unis studieren viele Ausländer.

Tatsache: Dieses Semester haben sich an der Uni Salzburg mehr Deutsche als Österreicher vorangemeldet. Doch lässt sich das verallgemeinern? 2009 hatten 19,4 Prozent der Studierenden an unseren Unis eine fremde Staatsbürgerschaft - Platz zwei in der EU hinter Großbritannien. Gut ein Drittel der Gaststudenten - oder 6,7 Prozent insgesamt - sind Deutsche. Das scheint nicht viel, doch in keinem anderen OECD-Staat gibt es eine so große Studentengruppe aus einem einzelnen Land.

Fazit: Stimmt. Ein Fünftel der Studierenden sind Ausländer.

Mythos: Von einem Studium profitieren nur die Studierenden.

Tatsache: Rechnet sich ein Studium? Für den Einzelnen, für die Gesellschaft? Die Antwort der OECD auf diese Frage ist eine komplexe Rechnung, die Studienkosten und Transferleistungen, das entgangene Einkommen während des Studiums und das höhere danach, die niedrigere Arbeitslosigkeit von Akademikern und ihre höhere Steuerleistung miteinbezieht. So kompliziert das Verfahren, so einfach ist die Antwort: Ja, ein Studium rechnet sich für alle Beteiligten. Die durchschnittliche "Ertragsrate" einer Investition in ein Studium beträgt für einen Österreicher im Lauf seines Lebens satte 10,4 Prozent, für eine Österreicherin 9,8 Prozent. Auch der Staat steigt gut aus: Er "verdient" 6,8 bzw. 6,0 Prozent des investierten Geldes.

Fazit: Stimmt nicht. Akademiker verdienen mehr, aber auch die Staats-"Rendite" ist höher als bei den meisten Finanzinvestments.

Mythos: Bildung darf nicht nur ökonomisch betrachtet werden, sie hat auch einen gesellschaftlichen Wert.

Tatsache: Ein häufiges Argument lautet: Ein Studium ist mehr als nur Ausbildung, jeder gebildete Mensch ist gut für die Gesellschaft. Die OECD hat nachgerechnet: Akademikern eignet eine um zehn Prozent höhere Wahlbeteiligung als Menschen mit Sekundarabschluss, sie engagieren sich öfter ehrenamtlich und sind zufriedener mit ihrem Leben. Das liegt aber nicht nur an der Bildung an sich, sondern auch am höheren Einkommen von Akademikern.

Fazit: Stimmt. Akademiker sind engagierter und zufriedener.

Mythos: Unsere Studierenden wählen die "falschen Fächer"...

Tatsache: 60 Prozent der Studierenden wählen nur zehn Prozent der Fächer, klagt das Wissenschaftsministerium, und viel zu selten Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Eine Kampagne für diese am Arbeitsmarkt gefragten "Mint"-Fächer soll das ändern. Doch international betrachtet steht Österreich nicht schlechter da als andere: 25,9 Prozent der Studienanfänger wählten 2009 ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium, mehr als im OECD-Schnitt (24,2 Prozent). Kurios: Unter den Absolventen des Jahres 2009 waren 6,8 Prozent Informatiker - doppelt so viele wie im OECD-Schnitt und mehr als in jedem anderen Land.

Fazit: Stimmt nicht. Österreichs Studierende wählen ihre Fächer nicht "falscher" als anderswo.

Mythos: ... mit denen sie danach keinen Job finden.

Tatsache: Informatiker finden sofort einen Job, Publizisten fahren höchstens Taxi - stimmt das? Eine Studie des abif-Instituts für das AMS über den Berufseinstieg fertiger Bachelors zeigt: Informatiker finden zu 61 Prozent innerhalb eines Monats nach Abschluss einen Job, allerdings nur ein Viertel davon auch Vollzeit. Doch auch Absolventen des oft gescholtenen Massenfachs Publizistik werden zu 56 Prozent innerhalb eines Monats fündig. Zwei Drittel winkt sogar sofort ein Vollzeitjob. Grundsätzlich gilt in der gesamten OECD: Akademiker werden am seltensten arbeitslos. Das galt auch im Krisenjahr 2009.

Fazit: Stimmt nicht. Informatiker finden rasch einen Job, doch auch Publizisten stehen gut da. (Valentin Schwarz, UniStandard, 6.10.2011)