Nazi-Machwerk in der Auslage in der Wiener Opernpassage.

Foto: MKÖ

Wien - Hineingelesen hat Harald Mayer schon einmal - und gleich wieder aufgehört. "Steht nur Blödsinn drinnen", rezensiert er Hitlers "Mein Kampf". Warum er das hetzerische und antisemitische Machwerk des Nazi-Diktators dann in seiner Auslage liegen hat? "Die Leute kaufen es", meint er lapidar. Sein Laden für Waren aller Art liegt im touristischen Herzen Wiens, unten in der Opernpassage, wo eben empörte Passanten Hitlers Kampf entdeckt und das Mauthausen-Komitee Österreich informiert haben.

"Es ist erschreckend, wie unverfroren hier Nazi-Devotionalien angeboten werden. Ich bin sehr froh, dass es Menschen gibt, die Zivilcourage haben, hier nicht einfach weiterzugehen sondern den Besitzer zur Rede zu stellen", sagt Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen-Komitees Österreich.

Harald Mayer handelt hauptsächlich mit Münzen und Briefmarken, doch er hat immer wieder auch Hitler-Bilder im Sortiment, was auch regelmäßig für Aufregung sorgt. Verboten ist der Handel damit nicht, solange die Papierwaren nicht zu verbotenen Handlungen "aneifern", wie es im Verbotsgesetz heißt. "Mein Kampf" darf in Österreich und in Deutschland nicht verkauft werden, wenn es sich um Nachdrucke handelt. Das Copyright in Europa gehört dem Freistaat Bayern. (simo, DER STANDARD, Printausgabe, 18.10.2011)