Ein Klick auf "Gefällt mir" reicht. Dann kann man verfolgen, was Werner Faymann und vor allem sein Team auf Facebook posten. 2,6 Millionen Österreicher sind auf Facebook, 2.300 Personen folgen nun dem Bundeskanzler, der die Plattform, wie er in seiner einleitenden Botschaft meinte, nutzen will, "um über Neues, Wichtiges für unser Land zu informieren".

Bei seiner Videobotschaft steht Faymann im Bundeskanzleramt vor dem Verhandlungstisch, an dem er normalerweise mit den Ministern seine wöchentliche Arbeitssitzung abhält. Sehr euphorisch wirkt er nicht, aber auch nicht extrem gelangweilt, als er mitteilt, dass es ihm "besonders wichtig ist, dass viele Leute in die Diskussion über die Zukunft Österreichs eingebunden sind".

Nach langer Ankündigung ist Faymann also online. Ein wenig verwunderlich ist es schon, warum es so lange gedauert hat, bis der Kanzler seinen Webauftritt präsentiert hat. Schon im Jänner hat er mitgeteilt, die Sozialen Netzwerke für sich nutzen zu wollen. Aber in Ministerien ticken die Uhren eben noch etwas langsamer.

An sich ist die Präsenz auf Facebook ein guter Gedanke. Wenn 2,6 Millionen Österreicher, also mehr als ein Viertel, die Plattform nutzen, steckt hier offensichtlich Potenzial drinnen. Der Forderung nach Bürgerbeteiligung und Demokratisierung könnte der Kanzler mit seinem Profil gerecht werden. Natürlich wird man sich noch ansehen müssen, inwieweit Kritik zugelassen wird bzw. das Kanzler-Team (oder gar Faymann selbst?) mit seinem Web-Publikum in Kontakt tritt.

Die Bevölkerung könnte, wenn die Seite gut betreut wird, profitieren. Faymann rückt näher an den Bürger, gewährt Einblick in seine Arbeit. Es ist ein zusätzliche Möglichkeit für ihn, sich zu präsentieren, aber auch für die Menschen, um sich ein Bild vom Bundeskanzler zu machen.

Von Anfang an war die Social-Media-Strategie mit Skepsis und Kritik begleitet. Im ersten Moment wundert man sich, warum ein Team von neun Leuten notwendig ist, um das Profil aktuell zu halten. Aber schließlich heißt es, dass das Faymann-Profil jeden Tag von 8 bis 22 Uhr betreut wird.

Besonders jene, die selbst auf Twitter oder Facebook sind, schreien auf. Obwohl sie ja auch von den Plattformen profitieren, indem sie diese regelmäßig als Sprachrohr nach außen nutzen. Die Kritik auf Facebook und Twitter ist aber ein wichtiger Teil der Debatte. Sie ist genauso wichtig wie Faymanns Auftritt selbst. In einem haben die Kritiker jedenfalls recht: Am erfolgreichsten sind immer jene Politiker auf Facebook und Twitter, die authentisch rüber kommen. Wenn ausschließlich ein Team für Faymann Meldungen abschickt, wird das nicht der Fall sein. Es ist ein großes Manko, dass Faymann nicht selbst seine Botschaften in die Tastatur klopft.

Aber das betreute Facebook-Profil ist immer noch besser, als Steuergelder für massenhaft Inserate auszugeben, wie das bisher und vermutlich auch weiterhin der Fall sein wird. Daran wird der Facebook-Auftritt auch nichts ändern.

Auch dem Kanzler-Double Werner Failmann kann man seit wenigen Tagen auf Facebook folgen. Er hängt den Kanzler noch um 300 Personen ab. Es wird interessant sein zu sehen, wie lange es dauert bis der echte Kanzler sein Imitat überholt hat. Facebook-Kaliber wie Heinz-Christian Strache, der mit seinem Publikum schon seit geraumer Zeit auf Facebook in Kontakt steht, wird Faymann ohnehin nie einholen. Der Chef der FPÖ hält derzeit bei 105.000 Facebook-Fans. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 27.10.2011)