Schwereloses Treiben (von Requisiten und Tänzern) beim "Nussknacker" in Klagenfurt.

Foto: Stadttheater Klagenfurt / Helge Bauer

Klagenfurt - Mit der Premiere des Nussknacker ging gestern im Stadttheater Klagenfurt eine lange Durststrecke für Ballettliebhaber zu Ende. Um klassischen Tanz auf höchstem Niveau genießen zu können, musste das Publikum ins benachbarte Slowenien pilgern. Für die Klagenfurter Produktion wurde nun mit einem Zitat von Peter Iljitsch Tschaikowsky geworben: "Wo das Herz nicht ist, kann es keine Musik geben ... Ich habe mich immer bemüht, in meiner Musik die ganze Qual und Ekstase der Liebe auszudrücken." Von großer Leidenschaft war bei der Premiere des Klassikers allerdings wenig zu spüren. Allzu brav und fast spröde gab sich die Inszenierung und Choreografie von Karl Alfred Steiner. Wer sich vom Stück - für die ganze Familie - Sentiment erwartet hatte, ging leer aus. "Fliegende" Requisiten von bunten Paketen bis zu einer roten Kuschelcouch machten immer wieder Hoffnung auf Zauber. Dieser schien durch die sehr ansprechende orchestrale Interpretation auch stets in Reichweite.

Die Wirkung des ausgezeichnet tanzenden Ensembles aus 15 Nationen wurde durch schräge Kostüme, wie z. B. die 50er-Jahre-Badeanzüge der Tänzerinnen im Winterwunderland, übertüncht. Ein Duett der Solopartien, ªebnem Gülºeker als Klara und Rainer Krenstetter als Prinz Alexander vom Staatsballett Berlin, lieferte wenige Minuten die romantische Qualität, die der Nussknacker in sich birgt. Für freudige Momente sorgten auch Emmanuel Gázquez als charismatischer Obergerichtsrat, Marta Lastowska als die gestrenge Frau Stahlbaum und, als Köchin und Butler, Kenia Bernal Gonzáles und Pál Szepesi, beide mit großer Bühnenpräsenz und fröhlich-erotischer Ausstrahlung. (Sabina Zwitter, DER STANDARD - Printausgabe, 29./30. Oktober 2011)