Wien - Forscher wird man nicht so sehr wegen des Geldes, sondern aus Liebe zur Wissenschaft. Die Motivation der Forscher hänge allerdings ganz stark mit der internen Kommunikations- und Entscheidungsstruktur an den Universitäten zusammen, betonte Walter Berka vom Österreichischen Wissenschaftsrat (ÖWR) am Freitag bei einer Pressekonferenz. "Aber die Unternehmenskultur wird von vielen als Defizit wahrgenommen". Bis Ende des Jahres will der ÖWR Empfehlungen präsentieren, wie die Mitbestimmung von Jungwissenschaftern gestärkt werden kann. Heute, Freitag startet dazu eine zweitägige, international besetzte Konferenz des Rats zu diesem Thema.

Unter dem Motto "Wissenschaftliche Partizipation - Wege und Irrwege" soll bei der ÖWR-Konferenz anhand von Beispielen aus den USA, Großbritannien, Skandinavien, der Schweiz und Deutschland nach jenen Faktoren gesucht werden, die dafür sorgen, dass gute Forscher auch an der Uni bleiben. Dabei soll - unter Einbeziehung des vom Wissenschaftsministerium zur Diskussion gestellte Faculty Modells - das derzeit in Österreich herrschende Modell der Mitbestimmung "kritisch hinterfragt" werden, kündigte ÖWR-Präsident Jürgen Mittelstraß an.

Wenige schlagen Forscherlaufbahn ein

Derzeit können im Uni-Senat Professoren, Mittelbau, Studenten und allgemeines Personal mitbestimmen. "Aber in Wirklichkeit entspricht diese schematische Einteilung nicht mehr der komplexen Wirklichkeit", verwies Berka auf die Vielfalt an Beschäftigungsformen, vom PostDoc bis zum assoziierten Professor. Auf Basis von Fallstudien, etwa der Technischen Uni München, will der ÖWR "eine fundierte Antwort auf die Frage geben, welche Kommunikationskultur und Mitverantwortungskultur es braucht, dass für Wissenschafter jene Motivation vorhanden ist, die für gute Wissenschaft nötig ist."

An Österreichs Unis gibt es derzeit zwar mehr Doktoratsstudenten als im internationalen Vergleich, die Forscherlaufbahn schlagen dennoch nur wenige ein. Ein Hemmschuh seien dabei sicher ungewisse und prekäre Arbeitsverhältnisse und auch das geringe Angebot an Uni-eigenen PostDoc-Stellen, das dazu führe, dass Jungforscher jahrelang Projekte aneinanderreihen müssten, so Mittelstraß. Auch Berka betonte, dass es eine gewisse Planbarkeit nötig sei. Entscheidend seien aber auch differenzierte Hierarchien und dass die eigentliche Arbeit in den Forschungseinheiten gut funktioniere. "Wenn ein Wissenschafter etwas Neues finden soll, dann braucht er Freiheit." (APA)