Die Austern, an denen ich im Hofkeller einfach nicht vorbeikam.

Hofkeller in Graz
Zweimal zwei Gänge, Sekt, Wein, Wasser, Kaffee: 117,90 Euro

Foto: Harald Fidler

Brandade, durchaus forsch.

Foto: Harald Fidler

Nudeln, anständig.

Foto: Harald Fidler

Sau, fein. Sehr fein.

Foto: Harald Fidler

Feine Sau, sagte sie zu mir, und auch sie meinte nicht mich, obwohl ich schon wieder im Steirischen war. Feine Sau hätte ich zudem schon ein bisschen netter gefunden als totes Tier. Aber die Frauen sprechen in meiner Gegenwart ohnehin immer nur mit dem Essen. Diesmal immerhin mit meinem, und das, siehe oben, voller Anerkennung.

Es könnte natürlich auch am Vergleich liegen. Die beste (und schönste und klügste) Marketerin von allen hatte nämlich ausgesprochen zielsicher vorgeschlagen, den Abend im Keller zu verbringen, genauer im Hofkeller. Den kennst du nicht, hatte sie gestaunt, obwohl du dauernd in Graz isst? Dem Manne kann geholfen werden.

Brandade?

Vor der größten Speisekarte von allen war sie allerdings nicht ganz so treffsicher. Das lag an mir, zudem vermutlich an ihrer Höflichkeit und dem Bemühen, den Dilettanten wenn schon nicht Mores, dann zumindest Essbares zu lehren.

Das kam so: Dass ich einen Gastroblog schreibe, hindert mich ja bekanntlich nicht daran, zu meinem Unwissen zu stehen, im Gegenteil. Also rätsle ich laut, was eigentlich eine Brandade ist, die hier in Graz vom Kabeljau kommt. Sie bestellt das Mousse, um festzustellen: Ganz schön groß, die Brandade, und zudem ab der Hälfte dann schon ganz schön salzig. Ich übernehme den Rest gern.

Austern!

Austern kann ich einfach schlecht links liegen lassen, auch in Graz, und bei all meinem ewigen Dauermeckern über die weite Anreise von Gerichten. Und, ja, logisch: Da muss ich leider auch strikt für Lebendtiertransport plädieren.

Die Marketingfachfrau meines Vertrauens entschied aber auch in der zweiten Runde nicht ganz treffsicher: Ihre sahnige Pasta als Hauptgang war schon okay, aber auch nicht viel mehr als das. Das musste sie spätestens zu dem Zeitpunkt zugeben, als ich ihr meine Sau aufdrängte.

Feine Sau!

Wildschweinrücken. Rosa. Mit netten Kroketten und wirklich gutem Kohl. Aber das Schwein. Das zarteste seiner wilden Art, das mir bisher begegnete, wenn ich da nichts verdrängt habe. Feine Sau, sagte sie. Dem ist nun wirklich nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass ich mich gern häufiger in diesen Keller führen lasse. (Harald Fidler, derStandard.at 14.08.2012)