Als "Flop des Jahres" hat die Österreichische Hochschülerschaft die Voranmeldung für ein Studium, wie es sie dieses Jahr im Sommer gegeben hat, bezeichnet. Bis 31. August musste man sich im Internet für ein Studium voranmelden. Die erhoffte Planungssicherheit war aber nicht gegeben, weil sich Studierenden für mehrere Fächer an unterschiedlichen Unis angemeldet haben. Die Voranmeldung war damit defacto umsonst.

Nun hat sich Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle ("Aus Fehlern muss man lernern") gemeinsam mit der Universitätenkonferenz und der ÖH auf ein neues Modell geeinigt. Der Koalitionspartner SPÖ ist noch nicht mit an Bord.

Inskriptionsfrist vorverlegt

Das Modell sieht vor, dass sich künftige Studierende bereits bis 5. September (im Sommersemester bis 5. Februar) inskribieren müssen. Nur in "begründeten Ausnahmefällen" soll eine Einschreibung bis zur Nachfrist Ende November möglich sein.

"Die Voranmeldung und Inskription wird zusammengelegt, daraus wird ein Verwaltungsakt gemacht", begründete Töchterle die Entscheidung neben der besseren Planungssicherheit auch mit dem geringeren bürokratischen Aufwand.

Gleichzeitig wird die Studienberatung verstärkt und ausgebaut, die Verpflichtung zu einer Studienberatung - das war ursprünglich vorgesehen - wird aber fallen.
Derzeit wählen rund 50 Prozent der Studienbeginner rund zehn Prozent der Fächer. „Das zeigt, dass die angehenden Studierenden zu wenig über die breite Palette an Studienmöglichkeiten informiert sind", so Töchterle. 

Universitätenkonferenz für Termin im August

Margret Friedrich, Vizerektorin der Universität Innsbruck, wies darauf hin, dass die Universitäten möglichst früh Bescheid wissen müssen, „mit wievielen Studierenden wir zu rechnen haben."

"Wir hätten uns einen Termin im August gewünscht", gab sie zu. Aber: "Ein Kompromiss ist ein Kompromiss." Sie hofft, dass sich der allergrößte Teil bis Anfang September inskribiert und betonte: "Ausnahmefälle sind klar definiert, es wird keine Einzelfallentscheidungen geben." 90 Prozent sollen ihrer Ansicht nach bis Anfang September für das Studium eingeschrieben sein.

Spätere Frist für Auslandzivis

Ausnahmeregelungen soll es etwa für Personen geben, die Zivildienst oder Freiwilligendienst im Ausland leisten und sich deshalb nicht zeitgerecht an einer Uni einschreiben können. Auch Personen, die beruflich verhindert oder krank sind, sollen die Möglichkeit haben, sich bis spätestens Ende November zu inskribieren.

Auch Janine Wulz, Vorsitzende der ÖH, zeigte sich mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden. Sie zeigte Verständinis dafür, dass die Universitäten gewisse Vorlaufzeiten brauchen: "Ein sicheres Lehrangebot ist gut für die Studierenden." Gleichzeitig sagte sie: "Es soll keinen Studenten geben, der aufgrund der vorverlegten Inskriptionsfrist nicht studieren darf."

Mehr Beratung

In den Ausbau der Studienberatung investiert das Wissenschaftsministerium insgesamt 1,25 Millionen Euro. Das Programm "Studienchecker" wird erweitert: Schüler und Schülerinnen der 7./8. Klasse der AHS und der 4./5. Klasse der BHS werden dabei unterstützt, die richtige Berufswahl zu treffen.

Zudem wird die Maturanten-Betreuung der ÖH ausgebaut und auch das Projekt "Studieren probieren" erhält mehr finanzielle Mittel. Bei letzterem geht es darum, dass Maturanten durch begleitete Vorlesungsbesuche einen Einblick in das Studium bekommen.

Am 1. Dezember wird zusätzlich die Website www.studienwahl.at einem Relaunch unterzogen. Auch die Studienberatung für Präsenzdiener durch das Bundesheer soll verbessert werden. (rwh, derStandard.at, 15.11.2011)