Die Südfassade des Gartenpalais Liechtenstein (bei Nacht) - stimmungsvolles Ambiente für Events statt Museumsbetrieb.

Foto: LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna

S.D. Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein vor dem Badminton Cabinet, dem teuersten Möbel der Welt (Christie's 2004: 27,2 Mio. Euro).

Foto: LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna /Foto: Sedlacek

Stadtpalais Liechtenstein in der Bankgasse: Das Treppenhaus mit den Skulpturen von Giovanni Giuliani (1664-1744) soll künftig nur im Rahmen von Gruppenführungen oder Events bewundert werden ...

Foto: LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna

... ebenso der prachtvolle Ballsaal im zweiten Obergeschoß (Detail)

Foto: LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz-Vienna

Wien - Am Trampelpfad eines durchschnittlichen Wiener Städtetouristen lag das Gartenpalais am Alsergrund nie. Weder, als dort zeitgenössische Kunst (Museum moderner Kunst) beheimatet war, noch danach, als man die renovierten Prunkräume 2004 mit einem Bruchteil jener Exponate bestückte, die die fürstliche Familie über Jahrhunderte für kaufenswert befunden hatte. 250.000 Besucher waren der damalige Spitzenwert, dann ging es bergab, zuletzt auf 45.000 Schaulustige. Angesichts der enormen Betriebskosten (ca. sechs Mio. Euro) war die Wirtschaftlichkeit stets ein Schwachpunkt.

Bereits 2007 liebäugelte der Fürst mit der Idee,nur noch sonntags zu öffnen. Über die Elite Groupe of Fine Art Dealers fand man Sponsoren, die fünf Öffnungstage ermöglichten. Mit einem Jahresbeitrag von je 50. 000 Euro revanchierten sich zehn internationale Kunsthändler für die Sammellust ihres wichtigsten Kunden. Die Situation verschärfte sich dennoch. Zuletzt lag alle Hoffnung auf dem Stadtpalais in der Bankgasse gleich hinter dem Burgtheater und damit auf einer klassischen Touristenroute. 2008 begannen die auch puncto Kosten (ca. 100 Mio. Euro) auf höchstem Niveau betriebenen Renovierungsarbeiten.

Zwischendurch verlautbarte man das Ende der Sonderausstellungen und bastelte an einer neuen Organisation. Im Juni trennte man den Sammlungsbereich (The Princely Collection, Johann Kräftner) vom operativen Museumsbetrieb und berief Johannes Schneider zum Direktor, der aber am Abend vor der geplanten Antrittspressekonferenz zurücktrat. Mangelnde Wirtschaftlichkeit blieb in der Fürstenfamilie und im Stiftungsrat ein Thema, jetzt zog man die Notbremse. Ab 2012 wird der Museumsbetrieb im Gartenpalais eingestellt und im Stadtpalais gar nicht erst aufgenommen.

Das als Museum für die Kunst des Biedermeier und Klassizismus konzipierte Palais wird im Frühjahr 2013 als Eventlocation eröffnet. Da wie dort darf die Sammlung künftig nur mehr im Rahmen von Gruppenführungen oder Veranstaltungen besichtigt werden. Einzig in der Langen Nacht der Museen ist die breite Öffentlichkeit erwünscht.

Johann Kräftner bleibt weiterhin für die Bewahrung, Pflege, Bearbeitung und Erweiterung der Sammlung verantwortlich. Auch ihm war die Entscheidung zum Ende des Museumsbetriebs mitgeteilt worden, erklärte Kräftner im Gespräch mit dem Standard. Für alternative Modelle am Vorbild Spencer House (London), das nur sonntags geöffnet ist, habe sich der Fürst leider nicht erwärmen können, sagt er.

Punkto Ankäufe war das Museum zuletzt das weltweit mit Abstand aktivste. Was also bedeutet dieser Schritt nun für den internationalen Kunstmarkt? Die Erweiterung der Sammlung des Fürsten soll davon nicht betroffen sein. "Man hat mich wissen lassen, dass die frei gewordenen Mittel künftig zusätzlich in Kunst investiert werden", sagte Kräftner und widmete sich wieder seinem aktuellen Kleinprojekt: einem Buch zum Thema historische Gärten, über Refugien von Sonnenkönigen im Wintersturm und Erinnerungen an ein verlorenes Paradies. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/Printausgabe 17. November)