Silvio Nickol zeigt mit Gansleber auf Waldboden oder Kabeljau mit extrem zitronenwürzigem Dashi-Fond unheimlich stimmige, aber auch sehr mutige, den Gast fordernde Kreationen.

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Foto: derStandard.at/tinsobin

Seit einem halben Jahr hat Wiens neues Restaurant der Superlative im Palais Coburg geöffnet, da scheint es sinnvoll, das in der ersten Woche getroffene Urteil zu überprüfen.

Unverändert wohltuend ist die Qualität des Service. Wie da unter Sascha Speckemeier und den Sommeliers Hendrik Aufderheide und Marco Larsen (Ex-Noma, Kopenhagen) auf ebenso lockere wie verständige Weise - und stets auf Augenhöhe - mit dem Gast kommuniziert wird, das hat schon eine eigene, hierorts unübliche Qualität. Dazu der unfassbare Weinkeller und die grandiose Weinbegleitung (zweierlei Jahrgangschampagner, große Burgunder, etliche überraschende Entdeckungen) - das allein wäre schon ein Alleinstellungsmerkmal.

Und das Essen? Silvio Nickol wurde vorgehalten, dass er eine überperfekte, bis zur Seelenlosigkeit hochgezwirbelte Edelküche mache, in der nicht zuletzt der Gelee- und Mousse-Anteil der Gerichte gar hoch ausfalle. Das scheint er sich zu Herzen genommen zu haben. Aktuell zeigt er mit Kreationen wie der Gansleber auf Waldboden oder dem Kabeljau mit extrem zitronenwürzigem Dashi-Fond unheimlich stimmige, aber auch sehr mutige, den Gast fordernde Kreationen: Spannender lässt sich in Wien kaum essen! (Severin Corti, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.11.2011)

Zum Thema: >> Ansichtssache: Ur-Waldleber und Bluttaube