Linz - Kurt Palm inszeniert am Linzer Theater Phönix seine Krimi-Groteske "Bad Fucking". Spannend wird, wie Palm die mit dem Glauser-Preis 2011 ausgezeichnete Geschichte in 85 Minuten mit neun Darstellern in 19 Rollen auf die Bühne bringt. Denn was sie auszeichnet, sind viele parallele Handlungsstränge, die sich am Ende überraschend auflösen und ein sehr skurriles Figuren-Arsenal, so Dramaturgin Silke Dörner in einer Pressekonferenz mit Palm und Phönix-Chef Harry Gebhartl am Freitag in Linz. Uraufführung ist am 1. Dezember.

Ein Sonderling wird tot in seiner Wohnhöhle gefunden. Eine Kommissarin sucht nach der Innenministerin, die als Bauunternehmerin ein Asylantenheim in Bad Fucking errichten will. Der Bürgermeister hat das Gemeindevermögen verzockt. Eine Putzfrau erpresst einen Zahnarzt mit Nacktfotos, Cheerleader trainieren in dem Ort ohne Handyempfang. Und der Gendarmeriekommandant wartet nur darauf, dass die Aale zurückkehren, während eine Hitzewelle Europa lahmlegt und sich ein riesiges Unwetter Kurs auf Bad Fucking nimmt. "Bad Fucking" ist eine Provinz-Polit-Krimi-Groteske, in der "die Wirklichkeit bis zur Kenntlichkeit entstellt" ist, so Palm.

Die Idee, den Roman zu dramatisieren, sei vom Theater Phönix gekommen. "Ich habe versucht, das Stück als eigenständiges Format zu betrachten. Man kann den Roman nicht auf die Bühne bringen, das wäre fad", sagte Palm selbst. Er habe viele Charaktereigenschaften in einer Figur zusammengefasst und schon beim Schreiben an die praktische Umsetzung gedacht.

Der Handlungsverlauf unterscheide sich von dem Buch, ein Strang, der in Wien spielt, sei ganz herausgefallen. Das Bühnenbild bestehe aus dem heruntergekommenen Festsaal des Gasthauses zum schwarzen Mohren, ein paar Dinge hätten sich verschoben und 20 Minuten vor Ende komme ein Schauspieler auf die Bühne, der kurz in Erinnerung ruft, was bisher geschah, erklärte Palm. "Das Ziel ist ein temporeiches Stück."

Die Figuren seien auch im Roman total überzeichnet, in der Hinsicht habe er aus dem Vollen schöpfen können, so der Regisseur. "Wer genau hinhört und -schaut, kann hinter der Posse sehr viel Verhältnisse erkennen, die sehr nahe an dem sind, was wir in Österreich täglich erleben - ohne Zeigefinger", so der gebürtige Vöcklabrucker.

Der Erfolg seines Buches in Deutschland habe ihn überrascht, denn er hätte gedacht dass es die Leute in Oberösterreich, Österreich und noch in Bayern verstehen werden. Doch der "Mikrokosmos in dem Kaff" und die Beziehungen zwischen den Menschen stünden für Prototypen. "Die Typen, die dargestellt werden, wie Innenministerin Sperr und Unternehmer Besamer, gibt es überall", erklärte Palm. Neben dem Phönix-Ensemble spielen Ferry Öllinger, Doris Hindinger und weitere Gäste. "Mit neun Schauspielern eine große Produktion für uns", so Gebhartl. (APA)