Wien - Dass Gewalt in der Schule keinen Platz haben darf, darin sind sich alle Schulpartner einig. Nicht aber darin, wie darauf reagiert werden soll. Während die Pflichtschullehrergewerkschaft bei Problemschülern mehr Durchgriffsrechte für Lehrer fordert und unkooperativen Eltern die Familienbeihilfe einfrieren will, plädierte Claudia Schmied (SPÖ) heute bei der Vernetzungstagung der Anti-Gewaltkampagne "Weiße Feder" für "Respekt und Wertschätzung". "Rückfälle in 'Rohrstaberl-Debatten' und die 'Schwarze Pädagogik' des 19. Jahrhunderts mit ihren erwiesenermaßen schrecklichen Folgen lehne ich dabei vehement ab", so Schmied in einer Aussendung.

Die Ministerin rief Schulpartner aus allen Bundesländern zu einer "gemeinsamen Kraftanstrengung auf", schließlich könnten "Phänomene" rund um Gewalt an der Schule "durch Dialog und Kooperation (...) am wirkungsvollsten bekämpft werden". Das hätten Erfahrungsberichte jener Schulen gezeigt, die sich aktiv an Anti-Gewaltprogrammen beteiligen. Zudem hätten zwei Drittel der Schulen mittlerweile in Verhaltensvereinbarungen unter Einbeziehung aller Schulpartner Folgen von bestimmten Handlungen vereinbart. "Das ist demokratiepolitisch und pädagogisch weitaus sinnvoller und wirksamer als obrigkeitsstaatliche Sanktionenregimes im Kasernenhofstil", so Schmied unter Berufung auf Experten aus den Bundesländern.

"Wir sind die Schule und nicht die Polizei"

Die Lehrervertreter forderte sie direkt auf, "die Lehrerschaft zur Teilnahme an Programmen gegen Gewalt zu motivieren". Von der Forderung von Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger von der VP-nahen Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG), unkooperativen Eltern von Problemschülern die Familienbeihilfe einzufrieren, hält sie nichts. "Wir sind die Schule und nicht die Polizei", so Schmied. "Es ist aus legistischen und pädagogischen Gründen absolut undenkbar, dass LehrerInnen plötzlich Geldstrafen von Eltern einzuheben beginnen." Stattdessen werde im Umgang mit längerfristig verhaltensauffälligen Schülern verstärkt auf regionale Unterstützungssysteme wie etwa schulpsychologische Beratungsstellen gesetzt.

Um Gewalt bereits im Vorfeld zu vermeiden, bieten die Aktionen "Weiße Feder" und "Macht/Schule/Theater" Schulen u.a. Schulpsychologen, eigene Beratungsstellen in jedem Bundesland, Fortbildungsangebote an Pädagogischen Hochschulen (PH) sowie Pilotprojekte zum Ausbau schulischer Sozialarbeit an.

Amon: "Natürlich verständlich

VP-Bildungssprecher Werner Amon spricht sich für eine Beratung mit Schulpartnern über "erweiterte pädagogische Interventionsmöglichkeiten" aus. Während Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) der Forderung der Pflichtlehrergewerkschaft nach mehr Durchgriffsrechten bei Problemschülern eine Absage erteilt hat, hält Amon den Vorstoß am Freitag in einer Aussendung für "natürlich verständlich".

"Der Hilferuf unserer Lehrerinnen und Lehrer muss ernst genommen werden", so Amon, immerhin seien diese in der Schule oft schwierigen Situationen ausgesetzt. Es sei nicht immer leicht, dabei die "richtigen pädagogischen Maßnahmen" zu setzen.(APA)