Wien - Wie gut ein Kind lesen kann, hängt in Österreich stark mit seinem sozialen Umfeld und der Bildung seiner Eltern zusammen. Geht es nach Gerhard Falschlehner, Geschäftsführer des Buchklubs der Jugend, sollen deshalb Eltern aus niedrigen sozialen Schichten künftig stärker bei der Leseförderung ihrer Kinder unterstützt werden - und zwar durch sogenannte "Family Literacy"-Projekte, bei denen die Familie eingebunden wird. Bei einer gemeinsam mit dem Unterrichtsministerium veranstalteten Enquete werden  mehrere solcher Modelle vorgestellt. Es soll zudem eine stärkere Vernetzung der "vielen kleinen Initiativen, die isoliert gute Arbeit leisten", diskutiert werden, so Falschlehner.

Initiativen vernetzen

Ziel der Enquete sei ein "Masterplan" für "Family Literacy": Dabei sollen bestehende Initiativen vernetzt und so Synergien genutzt werden. Auch öffentliche Willensbildung, um die wichtige Rolle der Eltern stärker zu kommunizieren, wäre aus Falschlehners Sicht ein wichtiger Punkt. Außerdem will er sich ein Beispiel an Deutschland nehmen. Dort habe man es geschafft, die Wirtschaft als Financier für Leseprojekte zu gewinnen, weil diese schließlich auch an Nachwuchskräften mit guten Lesekompetenzen interessiert sei.

Das Modell der "Family Literacy" ist laut Falschlehner in Europa schon seit den 1990ern verbreitet, in Österreich wurden nach den mittelmäßigen Leseergebnissen bei der PISA-Studie 2000 erste Projekte zur Förderung der Lesefreude in der Familie gestartet. Dabei würden aber gerade bei Schulen beliebte Projekte wie eine "Lesenacht" nicht jene erreichen, die Förderung am meisten bräuchten, und sie würden noch dazu nicht langfristig wirken. Bei der Enquete werden laut Falschlehner ausschließlich Projekte vorgestellt, bei denen auch ein nachhaltig positiver Effekt nachgewiesen wurde. Etwa das "Hippy-Hausbesuchsprogramm für Eltern von Kindern zwischen drei und sieben Jahren", bei dem Betreuer Familien aus bildungsfernen Schichten besuchen.

Wirksamkeit durch Studien belegt

Die Wirksamkeit von "Family Literacy"-Projekten ist laut Falschlehner durch Studien belegt. Er verweist u.a. auf ein Lesepartner-Projekt, bei dem Erwachsene und Kinder sich über eine Dauer von zwei bis drei Monaten fünfmal pro Woche abwechselnd mindestens zehn Minuten vorgelesen haben. Laut einer Evaluierung durch die Uni Salzburg hat sich bei der Hälfte der leseschwachen Kinder die Leseleistung bereits in diesem verhältnismäßig kurzen Zeitraum deutlich verbessert. (APA)