Vor wenigen Tagen wurde vom Institut für Jugendkulturforschung eine Studie präsentiert, die auf großes Echo gestoßen ist. „Jugendstudie: Neoliberalismus, Fremdenangst und Rechtsextremismus“, titelte der derStandard.at. Die Jugend sei verunsichert und fremdenfeindlich und anfällig für rechtsextremes Gedankengut.

So weit, so schlimm. Meine Recherche nach den Eckdaten der Studie ergab folgendes: Die Studie wurde online per Quota-Sampling unter n=400 16-19jährigen Wienerinnen und Wienern durchgeführt. Und da war er wieder, mein Zorn über den unsensiblen Umgang mit Umfragedaten. Zunächst: Wien ist nicht Österreich. Das ist der ärgerlichste Fehler in der Bericherstattung, der jedem hätte auffallen müssen.

Dann wird es spitzfindiger. Was sagt uns n=400? Je größer eine Stichprobe ist, desto genauer können Aussagen über die Grundgesamtheit getroffen werden. Bei n=400 liegt die sogenannte Schwankungsbreite bei maximal plus/minus 4,9 Prozentpunkten. 400 Befragte klingt viel, ist aber wenig. Die Unsicherheit ist sehr hoch. Jetzt mag man einwenden, dass es eigentlich irrelevant ist, ob 40 Prozent, oder aber vielleicht 35 Prozent oder auch 45 Prozent zur Aussage zustimmen, dass zuviele Türken in Österreich leben. Irgendwie klingt es in jedem Fall nach ziemlich vielen. Aber wenn dann Vergleiche gemacht werden, ob etwas mehr oder weniger geworden ist, dann werden diese Schwankungen auf einmal sehr wichtig.

Und zu guter Letzt die Stichprobe: Was mir besonders fehlt, ist eine Erklärung dessen, für wen denn diese Aussagen gelten sollen. Die Information „online Quota Sampling“ sagt mir zunächst einmal überhaupt nichts darüber aus, wer da befragt wurde. Ist es wirklich ein Abbild der Wiener Jugendlichen? Oder vielleicht nur der Jugendlichen, die sich irgendwann einmal selbst für die Teilnahme an Umfragen in ein Online Access Panel eingetragen haben, um Punkte für Gutscheine zu sammeln? Das wissen wir nicht, aber die Ergebnisse werden dafür verwendet „die Jugendlichen“ zu beschreiben.

Kritischer Journalismus sollte diese Fragen stellen, damit die StudienautorInnen erklären müssen, was die Aussagekraft ihrer Studie ist. Beruhigt es da, dass derStandard.at nicht das einzige Medium ist, das all diese Punkte hat unhinterfragt lässt? Nein, es beunruhigt. In Sachen Umgang mit Umfragedaten muss die österreichische Medienlandschaft noch viel lernen. (Eva Zeglovits/derStandard.at, 15.12.2011)