Tübingen – Sie wurde nicht gehalten und hat gerade deshalb für viel Aufregung gesorgt: Die vom Globalisierungskritiker Jean Ziegler vorbereitete Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele. Nun wurde sie von Rhetorikern der Universität Tübingen als "Rede des Jahres 2011" ausgewählt. "An die Stelle einer festlichen, höchstens an manchen Stellen ein wenig nachdenklichen oder mahnenden Wohlfühlrede, wie sie oft genug gehalten wird, setzt Ziegler einen aufrüttelnden Appell, ja, eine Provokation", lobte die Jury am Mittwoch.

Der 77-jährige Ziegler war als Eröffnungsredner von den Salzburger Festspielen zunächst ein- und dann wieder ausgeladen worden. Er veröffentlichte die Rede schließlich im Videoportal YouTube. Dadurch habe sie eine noch größere öffentliche Wirkung entfaltet, als wenn sie in Salzburg gehalten worden wäre, lobte die Uni Tübingen. Sie sei ein leidenschaftliches Plädoyer für den Kampf gegen die weltweite Hungersnot.

Mit der undotierten Auszeichnung würdigt das von Walter Jens gegründete Seminar für Allgemeine Rhetorik jedes Jahr eine Rede, die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat. Frühere Preisträger waren die ehemalige evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann, Papst Benedikt XVI. und SPD-Chef Sigmar Gabriel. (APA)